[1.10] Organerhaltendes Operieren

Während man früher in der Frauenheilkunde großzügig zum Skalpell griff, trägt man heute den Wünschen vieler Frauen Rechnung, nur dann zu operieren wenn es unbedingt notwendig ist. Viele Probleme des weiblichen Körpers können entweder mit Hormonen geheilt oder durch eine kombinierte hormonell-chirurgische Behandlung gelindert oder beseitigt werden. Zahlreiche Operationen im gynäkologischen Bereich können durch das Schlüsselloch vorgenommen werden, wobei sich die Endoskopie mit der Endokrinologie assoziiert. Dies auch deswegen, weil manche Erkrankungen, die operativ entfernt oder korrigiert werden, hormonellen Ursprunges sind und nach einer Operation mitunter wieder kommen, wenn man sie nicht hormonell verhindert.

Dazu zählen vor allem Myome [1.10.1] , welche die häufigste Ursache für die Entfernung der Gebärmutter darstellt. Auch wenn kein Kinderwunsch mehr vorhanden ist, kann nur das Myom entfernt werden, wobei die Gebärmutter belassen wird. Diese »Myomektomie« wird auch endoskopisch vorgenommen. Vor allem junge Mädchen leiden sehr oft an Zysten [1.10.2] und wurden deswegen großzügig operiert, obwohl vor allem in der geschlechtsreifen Zeit Zysten oft nur Ausdruck einer Hormonstörung sind. Deswegen ist es wichtig, bei Zysten von jungen Frauen nicht sofort den Bauch aufzuschneiden, sondern ebenfalls durch das Schlüsselloch, in schonender Weise, vorzugehen. Die Endometriose [1.10.3] , die Anwesenheit von Gebärmutterzellen in der Bauchhöhle oder in anderen Organen, kann starke Beschwerden hervorrufen. Um ihr zu begegnen, gibt es zahlreiche Therapiestrategien. Aber auch verschlossene Eileiter können durch das Schlüsselloch geöffnet und Verwachsungen beseitigt werden, die oft Schmerzen verursachen.

Die unregelmäßige Blutung [1.10.5] ist eine häufige Ursache für operative Eingriffe, welche von der Curettage bis zur Entfernung der Gebärmutter reichen. Man darf nicht vergessen, daß der Grund für diese Unregelmäßigkeit häufig in Hormonproblemen liegt, die endokrinologisch behandelt werden sollen. In jüngster Zeit mehren sich die Hinweise, daß auch die Schwäche des Beckenbodens und die Inkontinenz [1.10.7] ein Problem der Hormone ist. Darüber forscht derzeit die Wissenschaft intensiv.

Neue wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass eine zufrühzeitige Entfernung der Gebärmutter Probleme für die betroffene Frau auslösen kann: Diese reichen von einer höheren Anfälligkeit für ein Morbus Parkinson bis zur rascher eintretenden Inkontinenz und zur früheren Menopause, selbst wenn die Eierstöcke belassen werden. Deswegen versucht die Medizin seit einigen Jahren konservativ und organerhaltend vorzugehen, wobei sie erfolgreich die hormonelle und die chirurgische Strategie zu kombinieren versucht. Manche der Probleme, die mit dem Skalpell beseitigt werden, sind endokrinologischer und hormoneller Natur, sodass sich berechtigterweise die Frage aufdrängt, ob nicht auch eine Hormonbehandlung bzw. eine kombinierte endoskopisch-endokrinologische Problemlösung zum Erfolg führen könnte.

Die organerhaltenden minimalinvasiven Operationen, sofern sie tatsächlich notwendig sind, werden soweit wie möglich durch die Bauchhöhle vorgenommen ohne das die Bauchdecke eröffnet werden müsste.