[3.1] Allgemeine Informationen
Probleme, die das Äußere eines Menschen betreffen, werden oft medizinisch nicht ernst genommen bzw. ironisiert. Abgesehen davon, dass auch hier ein Genderunterschied besteht und Frauen z. B. unter ihrem Haarverlust wesentlich mehr leiden als Männer und dies auch zur Kenntnis und berücksichtigt werden muss, haben kosmetische Probleme, vor allem wenn sie die Haut und das Körpergewicht betreffen, oft einen medizinischen Hintergrund. Eine dünn werdende Haut ist eben infektanfälliger, sie reißt leichter ein und tut mitunter der Betroffenen auch weh. Wenn diese Probleme zeitgleich mit dem Auftreten von Hormonstörungen zusammenfallen z. B. Blutungsunregelmäßigkeiten, aber auch mit der Menopause, dann ist ein Zusammenhang mit der Eierstocksaktivität möglich und soll in dieser Richtung auch weiter abgeklärt werden.
Das Östrogene Schutzeffekt auf die Knochen ausüben und dort das Kollagen vermehren ist seit langem bekannt. Dass aber in gleicher Weise auch das Kollagen der Haut von den Eierstockshormonen abhängig ist, hat in die Medizin noch nicht lange Eingang gefunden. Das 17-Beta-Östradiol stimuliert in verschiedenen Körperregionen die Kollagensynthese. Es stärkt gleichzeitig das Bindegewebe und füllt die kleinen Räume zwischen den einzelnen Hautbestandteilen mit Wasser, dadurch wird die Konsistenz des gesamten Gewebes stärker. Die Abhängigkeit der Haut vom Östrogen sieht und behandelt die Medizin an einer Körperstelle seit langem, nämlich in der Scheide. Der Östrogenmangel kann hier zu einer derartigen Trockenheit führen, dass es sogar zu leichten Blutungen kommt und jeder Kontakt, sei es mit einem Tampons oder beim Geschlechtsverkehr schmerzt bzw. unmöglich wird. Für die Scheidenhaut verwendet mit großem Erfolg die Medizin seit längerer Zeit das Östrogen. Dem gleichen Prinzip gehorchen natürlich auch andere Körperteile, die Schleimhäute in der Nase, in den Augen, aber auch die Haut im Gesicht. Oft ist die trockene Haut das einzige Problem an dem Frauen in der Postmenopause leiden. Dann ist es nicht notwendig Hormone dem ganzen Körper zuzuführen, sondern es genügt sie dort zu applizieren, wo das Defizit herrscht, nämlich an der Haut.
Aber auch das Progesteron, das Gelbkörper- und Schwangerschaftshormon, hat einen starken Einfluss auf unser Äußeres. Manche Frauen berichten, dass ihre Haut und ihre Haare während der Schwangerschaft besonders schön waren – dass ist oft auch eine Form des hohen Progesteronspiegels. Das Gelbkörperhormon schützt nicht nur den Embryo bei der Einnistung und das weitere Heranwachsen des Kindes in der Gebärmutter, es hemmt darüber hinaus jene biochemischen Scheren, die in unserer Haut aktiv werden können und dort das Kollagen zerschneiden. Während einer UV-Bestrahlung, also in der Sonne, aber auch beim aktiven oder passiven Rauchen werden – um einige Beispiele zu nennen – diese Scheren in der Haut verstärkt aktiviert, sind sie zu lange aktiv, so sind kleine Fältchen die Folge, die außerhalb der Augen entstehen können. Das Progesteron hemmt den zu raschen Kollagenabbau, auch dieses Hormon muss für diesen Zweck nicht geschluckt werden, sondern kann lokal auf die Haut appliziert werden.
Die männlichen Hormone haben ebenfalls eine hohe kosmetische Bedeutung. Wenn sie zu hoch sind, dann kann dies einerseits zur unreinen Haut aber auch zu übermäßigem Haarwuchs im Gesicht und an anderen Körperteilen und zum Haarausfall am Kopf führen. Fehlen sie jedoch, so hat das mitunter auf die Fettverteilung einen ungünstigen Einfluss. Die männlichen Hormone helfen mit das Fett zu verbrennen, fehlen sie, so können dadurch Gewichtsprobleme entstehen.
Der Haarausfall kann zahlreiche Ursachen haben. Ein Segment in der Kausalität sind zweifellos auch die Hormone. Drei häufige Hormonstörungen unterscheidet man, die Haarprobleme verursachen können. An erster Stelle stehen der Östrogen- und der Progesteronabfall, dadurch kann es zu einem Haarausfall im Bereich des gesamten Kopfes kommen. Dieser diffuse Haarausfall tritt manchmal dann auf, wenn gleichzeitig auch Zeichen einer Hormonstörung, wie z. B. das Ausbleiben der Menstruationsblutung sichtbar werden. Berichtet die Frau, dass sie auch nach einer Entbindung, sofern sie einmal schwanger war, die Haare massiv verloren hat, so ist dies ein weiters Indiz dafür, dass ein Hormondefizit, auch in späteren Jahren, erneut einen Haarausfall hervorrufen kann. Die zweite Ursache für Haarprobleme sind die männlichen Hormone, die Androgene; finden sie sich in der Haarwurzeln vermehrt ein, dann hat die eine regional vielleicht unterschiedliche Wirkung: während die Haare im Gesicht und am Körper stärker zu wachsen beginnen, gehen sie auf der anderen Seite im Kopfbereich aus. Betroffen sind davon vor allem die Geheimratsecken, so dass man alleine durch die Inspektion schon auf eine mögliche Ursache für das Haarproblem schließen kann. Oft entsteht auch im hinteren Bereich des Kopfes ein Areal, wo die Haare vermehrt ausgehen. Die dritte hormonelle Ursache für einen Haarausfall sind die Schilddrüsenhormone. Bei einer Unterfunktion, einer Puteriose, kann es ebenfalls zu einem Haarausfall kommen, wobei davon auch die Augenbrauen und die Schambehaarung betroffen sein können. Daran erhärtet sich der Verdachtsmoment, dass es die Schilddrüse ist.
Abgesehen von der Schilddrüsenhormonstörung sind die anderen Hormonprobleme mitunter so diskret, dass man sie durch eine Blutabnahme gar nicht entdeckt, sie finden nur in der Haarwurzel bzw. in der Haut statt. Deswegen ist eine Behandlung des ganzen Körpers oft gar nicht notwendig, eine lokale Anwendung der fehlenden Hormone, oder jener mit denen man die Situation normalisieren kann, genügt oft.
In seltenen Fällen ist auch das Wachstumshormon in einen Haarausfall involviert. Allerdings sollte dieser vorher genau diagnostisch abgeklärt werden, bevor man eine Behandlung mit dem somatrotopen Wachstumshormon beginnt. Der kreisrunde Haarausfall hat meist wenig mit den Hormonen zu tun, eine immunologische und eine psychogene Ursache werden angenommen. Hier ist es sinnvoll – wie übrigens auch bei den oben genannten Ursachen – einen Dermatologen zu Rate zu ziehen. Natürlich ist auch vor jeder hormonellen Beratung ein Eisenmangel auszuschließen, der ebenfalls mit einem Haarausfall verbunden sein kann.
Sind manche Stellen des Körpers zu viel behaart, so spricht man vom Hirsutismus. Dafür können genetische oder auch hormonelle Ursachen verantwortlich sein. Obwohl es sinnvoll ist, eine Hormonuntersuchung vorzunehmen, sieht man nicht immer im Blut Ursachen für das Problem, da die Hormonstörung mitunter nur im Gewebe stattfindet und nicht aus dem Blut erkennbar ist. Deswegen ist auch eine lokale Hormonbehandlung in Kooperation mit dem Dermatologen überlegenswert. Männliche Hormone steigern das Haarwachstum, deswegen sind jene Präparate, die die Wirkung der Androgene verringern, auch für die lokale Behandlung sinnvoll, sofern sie hautgängig sind. Natürlich muss auch dabei eine Schilddrüsenfunktionsstörung ausgeschlossen werden.
Berichten die betroffenen Frauen, dass auch ein Elternteil vermehrt behaart ist, so spricht dies für eine genetische Komponente. Man kann auch dabei mit lokalen Hormonen arbeiten, allerdings wird die vom Dermatologen vorgenommene Haarentfernung ev. mittels Laser nicht zu umgehen sein. Man kann aber beide Technologie kombinieren. Einerseits die Entfernung der Haare und andererseits die lokale Hormonbehandlung um das schnelle Nachwachsen der Haare zu verhindern.