[1.5] Gewichtsprobleme

Im Körper der Frau gibt es zwei Regionen, die – was das Gewicht betrifft – in unterschiedlicher Weise von den Hormonen abhängig sind. Klagt eine Patientin über Gewichtsprobleme, so soll der behandelnde Arzt dies ernst nehmen und es nicht mit dem Wort »dann Essen Sie halt weniger« abtun bzw.ironisieren. Viele Frauen versichern glaubhaft, dass sie ihr Leben und ihre Eßgewohnheiten kaum geändert haben, ja im Gegenteil, dass sie Sport betreiben und sich einer Diät unterzogen haben, und trotzdem nehmen sie nicht ab. Und dieses Problem war nicht immer sondern trat erst nach der Geburt bzw. nach der Menopause oder unter der Pille auf. Stellt eine Patientin selbst Zusammenhänge mit Veränderungen der hormonellen Situation dar, so ist es wahrscheinlich, dass die Hormone eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Gewichtsproblematik spielen

Ein besonders heikles Gebiet im weiblichen Körper ist die »Upper-Region«, das ist jene Zone, die sich in der Mitte des Körpers, in der Höhe des Nabels, befindet und die vor allem nach der Menopause – mitunter grundlos – zunimmt und der betroffenen Frau den Eindruck vermittelt, einen Schwimmreifen zu bekommen. Dies kann tatsächlich Ausdruck eines Hormonmangels sein, nämlich eines Defizits an männlichen Hormonen, die auch für den weiblichen Organismus notwendig sind. Männliche Hormone bewirken, dass die Triglyceride in den Fettzellen mobilisiert und letzten Endes auch dann in Energie umgewandelt werden. Fehlen die Androgene, so »verhungert die Frau« bei vollen Reserven, was immer sie tut, ob sie Sport betreibt oder in die Sauna geht, sie wird möglicherweise überall abnehmen nur nicht an jenen Stellen, wo sie es möchte.

Das Fehlen der männlichen Hormone erzeugt aber auch noch andere Probleme, die als Gegenbeweis herangezogen werden können. Besteht ein Androgen-Defizit, so heißt es, dieser Mangel an männlichen Botenstoffen, so kann dies mit einem Libidoverlust einhergehen, aber auch mit dem Größerwerden der Brust. Auch hier wird der Zusammenhang mit den Hormonen von der betroffenen Frau selbst thematisiert. Sie hätte überhaupt keinen Grund für einen Libidoverlust und trotzdem ist der schon so ausgeprägt, dass auch ihr Partner darunter leidet. Und vor allem was noch auffälliger ist: sie nimmt selbst keine Hormone ein und beobachtet aber, dass trotzdem die Brust von Monat zu Monat größer wird und sich die betroffene Frau mehrmals schon deswegen einen größeren BH kaufen musste.

Die männlichen Hormone sind einerseits nicht die einzige, aber doch eine Voraussetzung für die Libido, andererseits unterdrücken Androgene auch das Wachstum der Brust (deswegen kommt es beim Mann zu keiner Ausbildung einer Brustdrüse). Fehlen die männlichen Hormone, so kann dies einerseits eine verminderte Libido und eine größerwerdende Brust – andererseits aber auch eine verminderte Fettmobilisierung im Bauchbereich mit sich bringen – der so genannte »Schwimmreifen-Effekt« entsteht.

Die hormonelle Behandlung dieses Problems ist die Zufuhr jener Substanz, die fehlt und die Probleme verursacht, nämlich der Androgene. Diese können als Tablette, als Pflaster oder auch als Gel der Frau angeraten werden, wobei es wichtig ist zu wissen, dass unterschiedliche männliche Hormone am Markt sind: Solche, die in Östrogen umgewandelt werden können und solche, die Androgene bleiben. Für die Behandlung des weiblichen Körpers sind eher letztere ideal, da damit die östrogene Belastung der Brust wegfällt.

Dann gibt es noch eine zweite Problemstelle im weiblichen Körper, nämlich den Oberschenkel und das Gesäß. Hier bewirken das Östrogen und das Progesteron (das Gelbkörperhormon), dass sich vermehrt Triglyceride bilden und in die Fettzellen einbauen lassen. Diese werden dadurch größer und die Frau nimmt vor allem im Gesäß und im Oberschenkelbereich zu. Oft liegt dem eine Hormonstörung zugrunde. Es wird entweder zuviel Östrogen oder zu wenig Progesteron gebildet. Allerdings kann es auch sein, dass dem Körper zuviel Hormone zugeführt werden (z.B.durch die Pille). Auf jeden Fall soll dies durch Hormonuntersuchung geklärt werden, wobei auch in dieser Region die Behandlung in dem Versuch bestehen kann, die Fettzellen durch männliche Hormone zu mobilisieren. Eine weitere Therapieform bietet sich der »Fettspritze«, die allerdings noch wissenschaftlich getestet wird.

Natürlich ist die richtige diätetische Ernährung, die Reduktion der Kalorien, vor allem aber der Verzicht auf Alkohol neben der körperlichen Betätigung von entscheidender Bedeutung. Diese Lifestyle-Ratschläge muß man – wenn man Gewichtsprobleme hat – in erster Linie exekutieren. Wichtig ist es zu wissen, dass Alkohol die Östrogenwirkung verstärkt und darüber hinaus ein starker Energieträger ist.

Wenn eine Frau Gewichtsprobleme hat, so wird man ihr anraten, auf jeden Tropfen Alkohol zunächst zu verzichten.

Neue Publikationen  –  breaking news

 

Die plötzliche Gewichtszunahme in der Menopause wird  dem ansteigendem FSH zugeschrieben. Wir besitzen weißes und braunes Fett,  letzteres  wird  für die Produktion der Körpertemperatur verwendet und „abgestrahlt“. Steigt das FSH in der Menopause, wird  weniger weißes Fett in braunes umgewandelt, dadurch nimmt die Patientin zu.

Peng Liu

Blocking FSH induces thermogenic adipose tissue and reduces body fat     Nature 546, 107–112 (01 June 2017)

Diese Umwandlung wird  von Noradrenalin angeregt. Im Alter  wird  dieses für  die körpersilhouette wichtige „Streßhormon“ von Immunzellen so schnell abgebaut,  dass  es  nicht mehr  seine  fettabbauende Wirkung entfalten kann.

Pirzgalska, R.M. et al. Nat. Med. 23, 1309–1318 (2017).

Camell, C.D. et al. Nature 550, 119–123 (2017).

In Säugetier – Körper bewirkt die Exposition zu Kälte eine Stimulation des sympatischen Nervensystems, welches Adrenalin freisetzt, wodurch im braunen Fett Glukose und Fettsäuren für die Hitzeproduktion verwendet werden.

Aber auch beim Homo sapiens bewirkt Kälte eine 15-fach höhere Glukoseaufnahme in der Area supraclavicularis; durch die Präsenz von Unkoppelungsprotein 1 (UCP1) konnten die dortigen Fettareale als braunes Fett identifiziert werden. Pro Individuum nimmt man im Durchschnitt  63 Gramm supraclaviculäres braunes Fett an; dadurch kann so viel Energie pro Jahr verbrannt werden wie in 4 Kilo weißem Fettgewebe deponiert sind.

Frauen verfügen über  eine größere Anzahl an braunen Fettzellen als Männer. Ausserdem sind in der ersten Lebenshälfte mehr braune Fettzellen verfügbar als in der zweiten, die Anzahl hängt  aber auch von der Außentemperatur während des Tages ab. Ein inverses Verhältnis besteht zwischen dem braunen Fett auf der einen Seite der Verwendung von Beta-Blockern. Ebenso beobachtet man eine  inverse Korrelation zwischen dem weißen Körperfett und dem braunen Fett: je dünner die Menschen, umso mehr braunes Fett weisen sie auf, vor allem im Bereich des Halses und des oberen Brustkorbes. Beide Fettgewebe werden von Stammzellen genährt, wobei vor allem das Bone morphogenic protein 7 (BMP7) das Wachstum der braunen Fettzellen kontrolliert.

Das braune Fett leitet sich vom Mesoderm her, das auch Myozyten, Adipozyten und Kondrozyten formt. Beide Fettarten unterscheiden sich durch die Anzahl der Mitochondrien, die im braunen Fett hoch und im weißen Fett niedrig ist. Der Myogenicfaktor 5 (Myf5) verbindet in der Evolution Muskelzellen und braune Fettzellen. Wird allerdings der Transkriptionsfaktor PRTM16 in Myoblasten exprimiert, verändern sich diese in braune Adipozyten. Suppression dieses Wachstumsfaktors induziert eine Myogenese. Dies unterstreicht, dass es gemeinsame Stammzellen gibt  für Muskel- und Fettzellen.