[3.5] Better-Aging – Prävention

Der Präventionsmedizin geht es nicht darum, das Leben mit Gewalt zu prolongieren, sondern die zweite Lebenshälfte ähnlich fit und ähnlich gesund zu gestalten wie die erste, ohne Osteoporose, ohne schwere Herzerkrankungen und auch noch mit der Möglichkeit, mit 80 Jahren Kreuzworträtsel aufzulösen, wenn einem danach ist. Das früher häufig gebrauchte und aus dem Amerikanischen kommende Anti-Aging sollte durch »Better-Aging« ersetzt werden. Die Präventionsmedizin setzt sich in vielen Bereichen durch, ihr Ziel ist es nicht zu warten bis eine Krankheit aufgetreten ist, sondern alles zu unternehmen um den Ausbruch des Problems zu verhindern oder zu verschieben. Dies trifft für die Knochen genauso zu wie für das Gehirn, für die Neurodegeneration, für das Herz-Kreislauf-System und natürlich auch für das größte Problem das uns im Alter bedroht, nämlich das Karzinom. Die präventive Onkologie wird mit Hilfe molekularbiologischer Forschung in den nächsten Jahren noch viele neue Möglichkeiten mit sich bringen.

Das Bemühen der Medizin, Alterungsprozesse zu verhindern (Anti-Aging) hat nicht das Ziel, Leben um jeden Preis für kurze Zeit zu verlängern, sondern die zweite Lebenshälfte fit, gesund und auch attraktiv zu gestalten. Der Frauenarzt beschäftigt sich deswegen mit diesem neuen medizinischen Zweig, weil in seinem Fach tatsächlich, durch eine entsprechende Behandlung typische, altersspezifische Veränderungen verhindert bzw. hinausgezögert werden können. Die Knochenerweichung, welche bei zahlreichen Frauen in der zweiten Lebenshälfte auftritt und durch eine entsprechende Hormonbehandlung verhindert werden kann, ist eines von zahlreichen Beispielen, die auch erklären, warum sich der Frauenarzt immer mehr in diesem Bereich der Medizin engagiert.

Anti-Aging-Strategien kombinieren eine Lifestyle-Beratung mit der entsprechenden Hormontherapie. Es ist bekannt, daß durch einfache Veränderungen des Lebensstils Krankheiten vorgebeugt und das Leben auch tatsächlich verlängert werden kann. Neben den allgemeinen Empfehlungen, Genußgifte wie Rauchen und Alkohol, aber auch übermäßiges Essen, zu meiden, gehört dazu das Dinner Cancelling-Konzept [3.4.4], der zweifellos erfolgreichste Weg der Life-Extension. Die Schulmedizin und die Molekularbiologie hat die tatsächliche Wirksamkeit dieser Strategie nachgeprüft.

Aber auch die Weisheiten des Fernen Ostens sind bekannt, das Leben verlängern zu können. Dazu gehört der Genuß von grünem Tee genauso wie der regelmäßige Genuß von Soja, welcher nicht nur den Cholesterinspiegel senkt und die Knochen schützt sondern auch ein biochemische Reaktion (Tyrosin-Kinase Aktivität) verlangsamt, die mit der Ausbreitung von Karzinomen verbunden sind.

Eine ausgewogene körperliche Betätigung und der Verzehr jener Fettsäuren, die zum Hauptbestandteil der biologischen Membranen gehören, sind wirksame Waffen gegen das Altern.

Hormonbehandlungen können dann die Lebensqualität wieder verbessern und Altersbeschwerden lindern, wenn sie dort eingesetzt werden, wo Hormone tatsächlich fehlen und durch dieses Defizit Beschwerden hervorrufen. Dies ist bei den Eierstockshormonen Östrogen, Progesteron und Androgen der Fall – diese werden seit vielen Jahren zur Linderung der Beschwerden herangezogen, die im Alter verstärkt auftreten. Das Wachstumshormon [3.4.3] wird im Alter zunehmend weniger produziert, sein Fehlen kann die Immunkraft schwächen, die Körpersilhouette verändern und ein chronisches Erschöpfungsgefühl hervorrufen. Das Melatonin [3.4.1] wird in der Epiphyse des Gehirnes gebildet und ist nicht nur für chronische Rhythmen, denen auch unser Körper unterliegt, verantwortlich, sondern verlangsamt zahlreiche Zellprozesse und ist damit ebenfalls in Alterungsprozesse involviert. Auch das Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEA) [3.4.2] wird im Alter in geringerer Dosis vom Körper bereitgestellt; dies kann ebenfalls Ursache von Altersbeschwerden sein.

Das derzeit wohl effizienteste Rezept den Alterungsprozess zu verlangsamen und den Ausbruch zahlreicher Erkrankungen zu vermeiden, liegt in der »restriction of calories«, in der Reduktion der Kalorieaufnahme. Diese seit Jahrtausenden über die Weltreligionen den Menschen vermittelte Weisheit wird in jüngster Zeit durch die Molekularbiologie bestätigt. Die insulinen Hormone, das Insulin selbst aber auch der IGF-1 sind starke Wachstumsfaktoren, die oft in unökonomischer Weise die Zelle zu Tätigkeiten antreibt. Eine Absinkung des lnsulinspiegels verbunden auch mit einer passageren Absenkung des Glukosespiegels, denn dies ist Voraussetzung für Ersteres, wirken Lebenszeit prolongierend. Wenn man dies noch mit Exansize kombiniert, dann hat man ein sehr effektives und vor allem billiges Anti-Aging-Programm. Ab und zu erscheint es sinnvoll zwischen zwei Mahlzeiten 14 Stunden Pause einzulegen, wenn das über die Nacht erfolgen kann, dann hat dies zum Absenken des Insulins zusätzlich Vorteile. Bei einem niedrigen Glukosespiegel werden Zellen, die nicht ganz in Ordnung sind, leichter in den programmierten Selbstmord getrieben, dadurch schützen sich die Organe vor schlechten Zellen. Diese »Appuptose«, wie die Zerstörung von Zellen heißt, dient der Reinigung und verhindert, dass bösartige Zellen überwuchern. Durch das Absenken des Glukosespiegels kann man diesen physiologischen Prozess unterstützen.

Ein niedriger Glukosespiegel um Mitternacht hat zusätzlich noch einen weiteren Effekt. Er stimuliert die Hirnanhangsdrüse vermehrt Wachstumshormon zu bilden, das ebenfalls regenerativ aktiv wird. Dieser natürliche Wachstumshormonschub ist der Wachstumshormoninjektion vorzuziehen, weil die Bewegungen, die das Wachstumshormon macht durch eine Injektion nicht simuliert werden können. Außerdem ist der Verzicht auf die Abendmahlzeit billiger, allerdings ist sie meistens schwerer als eine Injektion. Eine geringe Kalorienzufuhr in der Nacht bzw. am Abend lässt auch das Melatonin verstärkt gebildet werden. Dadurch steigt die Schlafqualität, eine Beobachtung, die man selbst häufig macht.