Frauenmedizin

Werner HUNSTEIN war jahrzehntelang ein knallharter Schulmediziner bis eines Tages auch bei ihm eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wurde und er – wie die WELT berich­tete – von Schülern einen Tipp bekam. Der emeritierte Hoch­schulprofessor zählt zu den onkologischen Pionieren Deutschlands. Er baute vor Jahrzehnten die Abteilung Häma­tologie, Onkologie und Rheumatologie an der Heidelberger Medizinischen Poliklinik auf und leitete sie bis 1998. An seiner Abteilung wurde im Jahr 1983 die erste Transplantation von Blutstammzellen erfolgreich durchgeführt.

Vor mehr als 6 Jahren wurde dem heute 79Jährigen eine ähn­liche Diagnose gestellt, wie er sie bei vielen anderen Patienten jahrzehntelang behandelte: eine Amyloidose. Interessanter­weise wurde diese leukämieähnliche Bluterkrankung ebenfalls in Heidelberg zum 1. Mal beschrieben, nämlich 1859. Dabei produzieren krankhafte Blutzellen, nämlich Plasmazellen, ein bestimmtes Eiweiß, das Leichtketten genannt wird. Diese für die Immunabwehr zuständigen Proteine werden vom Körper nicht mehr abgebaut, sondern klumpen sich als unauflösliche Fäden – in der Fachsprache Amyloidfibrillen genannt – zu­sammen und lagern sich im Gewebe lebenswichtiger Organe, vor allem in Herz und Nieren ein. Dadurch verdicken sich die Organe, sie werden verhärtet und nehmen in ihrer Funktion ab. Daran stirbt letztendlich der Patient. Hunstein wusste, was diese Diagnose bedeutet: Als junger Pathologe in Berlin hatte er Organe an Amyloidose verstorbener gesehen, ihre Leber und Milz waren steinhart. Daran mag er sich erinnert haben, als sein eigenes Herz immer schwächer wurde und er Mühe hatte, einige wenige Meter zurückzulegen. Selbst seine Zunge war verdickt und hinderte ihn am Sprechen. Der Hämatologe erlebte am eigenen Körper, so schrieb er, wie es seinen Patienten ging, denen er jene Chemotherapie verord­nete, der er nun selbst unterzogen wurde: Geschmackstörun­gen, Schlaflosigkeit, körperliche Schwäche und enormer Ge­wichtsverlust waren der Preis, dass sich die Krankheit immer­hin 1½ Jahre lang stabilisierte, dennoch der erhoffte Durch­bruch blieb aus. Der Professor war austherapiert – wie das der Mediziner so unschön zu sagen pflegt – und wartete nur noch auf den Tod.

Doch dann ereignete sich etwas skurriles: Zwei seiner ehema­ligen Oberärzte gaben ihm einen Tipp; sie hatten in Berlin ei­nen interessanten Vortrag gehört, bei dem der Molekular­mediziner Erich Wanka am Max-Delbruck-Zentrum Unter­su­chungen vorgestellt hat, wonach mit einem bestimmten In­haltsstoff des Grünen Tees, dem Epigallocatechingallat, Amyloidablagerungen verhindert, ja sogar aufgelöst werden können.
Hunstein hatte nichts mehr zu verlieren, fortan trankt der Tod­kranke täglich 1,5 bis 2 Liter Grünen Tee. Die Wirkung ver­blüffte den passionierten Schulmediziner: Nach wenigen Wo­chen hatte sich sein subjektiv empfundener Zustand drama­tisch verbessert und auch objektiv ging es ihm besser. Die Herzscheidewand wurde langsam wieder dünner, von Monat zu Monat, das Herz dadurch wieder belastungsfähiger und auch die zunehmende Nierenschwäche konnte gestoppt werden. Aber Schulmediziner bleibt Schulmediziner und so entschloss sich Hunstein, seinen Selbstversuch im angesehe­nen Journalblatt „BLOOD“ einzureichen – wo es auch tat­sächlich ange­nommen wurde.

Das entfachte eine große Diskussion und Prof. Erich Wanka legte nach: Die Amyloidbildung, die durch den Grünen Tee verringert werden kann, spielt auch bei anderen schweren Er­krankungen eine große Rolle, so bei der Chorea Huntington, beim Morbus Alzheimer, beim Morbus Parkinson, sowie bei Lymphomen. Für die Nervenkrankheit Chorea Huntington wurde das bereits gezeigt, eine neue Arbeit belegt die amy­loidhemmende Wirkung des Epigallocatechingallats eindeutig beim Morbus Parkinson und beim Morbus Alzheimer. Dies hat die Wissenschaft enorm stimuliert: Im Amyloidose Zent­rum der Universität Heidelberg steht man offensichtlich schon in den Startlöchern, in der Amerikanischen Mayo-Klinik wird das Epigallocatechingallat auf seine Wirkungen bei bestimm­ten Blutkrebsen getestet.

 

Grüner Tee und Körpergewicht

Zumindest bis vor kurzem waren fette Menschen in Asien seltener anzutreffen als in Europa und in den Vereinigten Staaten. Viele Gründe wurde dafür beschrieben, einer mag auch im Grünen Tee liegen, der in manchen Ländern des Fernen Ostens die Rolle unseres Kaffees einnimmt: In kon­zentrierter Weise wird er nach der Mahlzeit genossen – ein natürliches, ein „grünes Digestivum“. Der Grüne Tee stammt aus den Blätter der Camellia sinensis und bekommt seine Farbe durch Behandlung mit Luft und Dampf – dadurch wird ein Enzym in den Blättern gehemmt, die Polyphenol Oxi­dase, was die grüne Farbe entstehen lässt. Die magischen Be­stand­teile, denen zahlreiche gesundheitsfördernde Effekte zu­ge­schrieben werden, sind Polyphenole, das Epigallocate­chin­gallat (EGCG), das Epigallocatechin (EGC) und das Epi­cate­chin (EC). Ihre Menge beträgt im getrockneten Zustand ca. Drittel des Gesamtgewichtes der Blätter.
Wissenschaftliche Arbeiten der letzten Jahre erklären, warum Chinesen den Grünen Tee so gerne beim oder unmittelbar nach dem Essen genießen – er reduziert die Aufnahme des Cholesterins und der Fette. Normalerweise wird vor allem das Cholesterin, welches wir mit der Nahrung zu uns nehmen, be­reits im Zwölffingerdarm begonnen über die Lymphgefäße aufgenommen zu werden. Der Grüne Tee scheint in der Lage zu sein dies zu verhindern. Die mit der Nahrung aufgenom­menen Fette, aber auch das Cholesterin müssen „resorptions­fähig“ gemacht werden. Dazu werden sie emulsiert, was durch die Gallensäure geschieht. Grüner Tee verhindert diesen Pro­zess und bewirkt, dass ein Teil des Cholesterins und der Fette den Darm wieder verlassen, ohne in den Körper und damit auch in die Fettzellen eingebaut zu werden.

Grüntee verhindert aber auch die Aufspaltung der Fette, Vor­aussetzung für die Resorption (Aufnahme in den Kör­per) ist. Die Fette einer Buttersemmel, um ein Beispiel zu nennen, können nicht direkt vom Darm in den Körper ge­schleust wer­den, sie sind zu groß und müssen vorher von der Bauch­speicheldrüse in kleine Stück zerlegt werden. Dies be­sorgt ein Enzym, die Lipase, welche aus den Triglyzeriden kleine Stücke herausschneidet, sie resorbierbar für den Darm macht – dadurch gelangen sie leichter in die Fettzellen, wo sie wieder in Triglyzeride zusammengebaut werden. Grüntee bremst die biologischen Scheren der Bauchspeicheldrüse und reduziert damit die Aufnahme der Fettsäuren in den Körper.
Allerdings trägt dies auch einen Wermutstropfen in sich: Vitamin E wird zusammen mit Cholesterin und Fettsäuren re­sorbiert, werden letztere unzureichend aufgenommen, dann sinkt auch die Fähigkeit des Körpers, das Vitamin E aus dem Darm dem Körper zuzuführen. Die Vitamin E-Zufuhr getrennt vom Grünen Tee erscheint deswegen als sinnvoll.

Grüner Tee schützt den Körper offensichtlich vor Fett, dem Fett in der Nahrung, aber auch dem Fett aus der Umwelt­ver­schmutzung. Denn auch zahlreiche Industrierückstände sind fett, werden ähnlich wie Butter im Darm resorbiert und schä­digen unseren Organismus. Vor allem die polychlorierten Biphenyle sind die großen Feinde unseres Körpers, die sich in Nahrungsmittel verstecken und im Darm nicht von den guten Fetten unterschieden werden können. Zahlreiche Erkrankun­gen, aber auch Karzinome werden mit dem Umweltgift-Fetten in Zusammenhang gebracht. Grüner Tee scheint uns auch da­gegen zu schützen.
Um gut resorbiert zu werden, muss das Cholesterin mit Fett­säuren verbunden, „verästet“ werden. Das besorgt im Darm ein Enzym, die Acylcoenzym A-Cholesterolacyltransferase. Grüner Tee hemmt diesen Prozess – ähnlich wie andere Flavo­noide und senkt damit ebenfalls den Cholesterinspiegel.

 

Grüner Tee und Herzerkrankung

Dieser cholesterinsenkende Effekt des Grünen Tees ist einer der Gründe, warum er einen günstigen Einfluss auf das Kör­pergewicht hat und andererseits die Wahrscheinlichkeit von Herzerkrankungen senkt. In einer sehr großen Studie, die 12.763 Männer von sieben verschiedenen Ländern umfasst, wurde über 25 Jahre die Fragen untersucht, ob der Grüne Tee vor Herzerkrankungen schützen kann (Herrtock Wetral). Da­bei bestätigte sich, dass zwischen der Catechinaufnahme des Grünen Tees und der Wahrscheinlichkeit, an einem Herz­geschehen zu sterben, eine umgekehrte Relation besteht. Die Ergebnisse dieser Studie waren frappant: Je höher der Grün­tee-Catechinkonsum, desto niedriger die Wahrscheinlichkeit an einer Herzerkrankung zu leiden. Zu ähnlichen Ergebnissen kam die Boston Heria Health Study: Wer mehr als eine Tasse Grünen Tee pro Tag über ein Jahr trank, hatte ein 44% niedri­geres Risiko für einen Herzinfarkt.

 

Grüntee und Kohlenhydrate

Fettsäuren werden für die Energiespeicherung verwendet. Kohlenhydrate ermöglichen dagegen den schnellen Zugriff, wenn die Zelle von einem Moment auf den anderen Kraft braucht. Deswegen benützt das Gehirn vorzugsweise Kohlen­hydrate als Energiequelle, weil diese sehr rasch in Leistung umzusetzen sind. Der Grüne Tee hat auf den Stoffwechsel ei­nen doppelten Effekt. Er verhindert die übermäßige Aufnahme von Energie, ist allerdings diese im Körper vorhanden, dann wird sie rasch und gut der Zelle zur Verfügung gestellt. Die Spaltung der Kohlenhydrate und der Fette, aber auch die Re­sorption von Cholesterin und Fettsäuren wird durch das Epi­gallocatechingallat reduziert. Damit wird bei der Nahrungszu­fuhr die Zucker- und Fettaufnahme in den Körper gedrosselt. Andererseits aber verbessert der Grüntee die Aufnahme der Kohlenhydrate in die Zelle; ist Zucker im Blut vorhanden oder wird es bei Notfällen von der Leber dem Körper zur Verfü­gung gestellt, so begünstigt der Grüne Tee die Aufnahme in die Zellen. Die Wirkung des Insulins, das ja den Import des Zuckers in die Zelle überwacht, wird mit einem Schallverstär­ker versehen. So sinkt einerseits der Blutzucker ab, an­derer­seits gelangt mehr Zucker in die Zelle, die sich dadurch Leis­tungsfähigkeit verschafft.

Damit steht der Grüntee zu den Geschlechtshormonen Östro­gen und Progesteron in einem Yin-Yang-Verhältnis; wie man aus zahlreichen Untersuchungen weiß, verbessert das Östro­gen jedenfalls den Import von Zucker in die Zelle, das macht diese leistungsfähig und senkt auf der anderen Seite den Blut­zuckerspiegel. Die Hormonersatztherapie kann in beschränk­tem Ausmaß vor dem Auftreten des Altersdiabetes schützen. Hier treffen sich die Wirkung des Östrogens und des Grüntees. Auf der einen Seite haben das Epigallocatechingallat und auf der anderen Seite das Progesteron und Östrogen unterschied­liche Wirkungen. Die Geschlechtshormone sind für die Fort­pflanzung verantwortlich. Vor der Schwangerschaft stellen sie sicher, dass ausreichend Energie vorhanden ist, um der Mutter die Schwangerschaft und die Laktation möglich zu machen. Dafür werden die Fettzellen vergrößert, vermehrt Triglyzeride akkumulieren in den Fettdepots unter der Haut – das dient der Sicherheit – die Fortpflanzung darf unter keinen Umständen gefährdet sein, weil zu wenig Energie vorhanden wäre. Des­wegen fördern Östrogene und Progesteron den Einbau und die Resorption des Fettes. Sie stimulieren jene Lipasen, die der Grüne Tee hemmt und rufen dadurch eine Gewichtszunahme hervor, die allerdings einen Sinn hat: Die notwendige Energie für die Fortpflanzung, für Schwangerschaft und Still­zeit soll sichergestellt werden. Bei Hormonstörungen, aber auch in Zeiten der Hormonumstellung, wie im Wechsel, kann die fett­einbauende Wirkung der Geschlechtshormone verstärkt wer­den, Gewichtszunahme und Veränderung der Body-composi­tion sind die Folge, darunter leiden sehr viele Frauen. Gleich­zeitig sinkt die Insulinsensitivität.

 

Grüntee und Alterung

Im Alter scheint offenbar der Körper mehr auf den Fettstoffwechsel zu setzen, der Fett­einbau wird gefördert, der Kohlenhydratimport in der Zelle reduziert. Dem kann in einfacher Weise mit dem Grünen Tee entgegen­gewirkt werden. An einfachen Lebewesen, wie an der Hefe und der Drosophilia-Fliege untersucht man seit vielen Jahren Gene, die die Lebensdauer beeinflussen. Dabei offen­baren sich Mosaiksteine, die gut in das Bild des Grünen Tees passen: Unterdrückt man die Fettversorgung des Körpers, wird ande­rerseits die Zuckerbildung in der Leber erhöht und gleichzeitig die Sensibilität der Zellen für Kohlenhydrate ver­stärkt, so dass letztendlich im Blut die Zuckerkonzentration sinkt – wenn man dies durch Genmanipulationen erreicht, dann prolongiert sich deutlich die Lebensdauer der Ver­suchstiere. In diese Re­gelkreise greift auch der Grüne Tee ein. Die Übereinstimmung seiner Wirkung mit den Genexperi­menten an Hefe und Fliege verhärten von einer anderen Seite den gesundheitsfördernden Effekt dieses Getränkes.

Der Grüne Tee scheint auch jene Menschen zu schützen, die das berühmte Gas Stickmonoxyd (NO) nicht in ausreichendem Maße in ihren Blutgefäßzellen herstellen können. Das NO er­laubt den Adern in unserem Körper, sich zu relaxieren, zu ent­span­nen, sich auszudehnen, damit letztendlich die Durchblu­tung zu verbessern. Dies tut jenen Organen gut, zu denen das Blut transportiert wird, aber auch die Blutgefäßzellen selbst haben davon einen großen Nutzen. Jeder Krampf, der entsteht, wenn das krampflösende Stickmonoxyd fehlt, schadet auch dem Blutgefäß selbst. Es verliert seine Funktionsfähigkeit, wird an­fälliger für Radikale und verkalkt. Neue Untersuchun­gen demonstrierten (DUFFY), dass der Grüntee auch ein Ent­span­nungsgetränk für das Epithel, der Innenauskleidung der Blut­gefäße ist. Es relaxiert sie und schützt sie dadurch auf die­sem Weg.

Dadurch sinkt auch der Blutdruck – ebenfalls ein Erfolg des Grünen Tees. Vor allem bei postmenopausalen Frauen (Hodgson) konnte der blutdrucksreduzierende Effekt sehr schön nachgewiesen werden. Wahrscheinlich hängt auch dies mit dem Stickmonoxyd in der Postmenopause zusammen. Das Östrogen des Eierstockes ist ein starker Induktor dieses Gas, es sorgt für seine Freisetzung im Blut, was einen Aspekt der Herzprotektion durch die Eierstockshormone erklärt. Fehlen in der Postmenopause die Östrogene, so beobachten manche Frauen das plötzliche Entstehen einer labilen Hypertonie: Der Blutdruck steigt an, obwohl man Lebensgewohnheiten und Essen nicht änderte, normalisiert sich nach einiger Zeit, um dann erneut hoch zu werden. Verständlicherweise beunru­higt das die weibliche Patientin. Findet man bei der kardiologi­schen Konsultation keine Grund für den plötzlich schwanken­den Blutdruck, soll man sich in Erin­nerung rufen, dass sowohl das Östrogen, wie auch der Grüntee die vegetative, die nerv­liche Situation der Blutgefäße günstig beeinflusst. Eine Probe aufs Exempel würde sich auszahlen.

 

Grüntee und Stressreaktion

Das chinesische Yin-Yang-Prinzip findet man verständlicher­weise auch beim Grüntee: Auf der einen Seite entspannt er die Blutgefäße, in dem er das Entspannungsgas Stickmonoxyd initiiert, dies lässt den Blutdruck sinken. Auf der anderen Seite hemmt der Grüntee jene Enzyme, die in unserem Gehirn, aber auch in den Nervenzellen Stressfaktoren inaktivieren, die Catechol-O-Methyltransferase, welche einen Methylrest an das Dopamin, an die Östrogene, vor allem aber an das Adrenalin hängt und diese damit inaktiviert. Dadurch bleibt – nach dem Konsum des Grünen Tees – vermehrt Adrenalin in den Höh­len des Körpers, was normalerweise den Blutdruck wieder steigen lassen könnte. Allerdings hat es den Anschein, dass dieser Effekt vor allem in den Fettzellen zu beobachten ist: Dort steigt das Adrenalin weil seine Inaktivierung durch den Grünen Tee gebremst wird (Hemmung der Catechol­o­methyltransferase). Damit wird den Fettzellen ein „Abbau­befehl“ vermittelt. Sie beginnen, die in ihnen gespeicherten Triglyze­ride zu mobilisieren und die Fettsäuren in Wärme umzuwan­deln – um damit den Körper zu schützen. Dies unter­stützt die Gewichtsabnahme, welche man durch den Grünen Tee mit­unter beobachten kann. Sein „thermogener“ Effekt“ wird aus­genützt, Fett wird in den Speichern mobilisiert und in Wärme umgewandelt – eine weitere Art, das Gewicht zu redu­zieren.

Fasst man alle Studien zusammen, so scheint der günstige Effekt des Grünen Tees auf das Herz-Kreislauf-System und auf das Körpergewicht wahrscheinlich zu sein. Natürlich sind weitere Studien notwendig, die Ernährungsgewohnheiten, den sozialen Status, den beruflichen Stress und andere Bias be­rücksichtigen. Damit wird man den Einfluss des Grünen Tees auf da Herz-Kreislauf-System noch besser verstehen können.

 

Schützt Grüner Tee vor Krebs?

Mit der Beantwortung solcher Fragen muss man vorsichtig sein und behutsam umgehen. Auf Grund vieler Untersuchun­gen, in-vitro-Experimente, in-vivo und epidemiologische Stu­dien scheint sich jedoch herauszukristallisieren, dass es kein Fehler ist Grünen Tee zu trinken, wenn man sich vor Krebs schützen möchte. Die chemopräventive Abteilung des NIH (national institute for health US) hat eine große Initiative gestartet, um den Krebsvorbeugeeffekt der einzelnen Bestandteile des Grüntees zu unter­suchen. Dies unter­streicht die Hinweise, dass Mutter Natur im Grünen Tee gewisse Schätze verbarg, die zur Krebsvorbeu­gung genutzt werden könnten. Eine Fülle von Untersuchungen und wissenschaftlichen Arbeiten widmet sich diesem Thema; dabei werden unterschiedliche Erklärungs­versuche bemüht, welche unter der krebsvorbeugenden Wir­kung des Grünen Tees stehen könnten: Der starke antioxi­dative Effekt, wo­durch freie Radikale, die am Krebsgeschehen bzw. an seiner Entstehung teilhaben, gebremst werden; die Anregung zur Entgiftung; der regu­lative Effekt des Grüntees auf das Zell­wachstum und auf den Zelltod – den Yin-Yang-Mechanismus des Lebens – sowie die Verbesserung des Bakterienzustandes in unserem Darm. Ihm wurde in der Vergangenheit zu wenig Aufmerksamkeit ge­schenkt, seine Bedeutung scheint aller­dings größer zu sein, als vermutet, auch für die Entstehung von Malignomen; der Grüne Tee scheint auch hier einen posi­tiven Effekt zu haben.

Man ist heute zunehmend der Meinung, dass chronische Ent­zündungen, einem Krebsgeschehen vorausgehen und mitunter ihm den Weg bereiten. Zwei Stoffe unseres Körpers sind dabei in besonderer Weise involviert. Die Peroxynitrite sowie die Hypochlorsäure; sie entstehen durch freie Radikale, sind also gefährliches Nebenprodukt des Energiestoffwechsels der Zelle. Geht diese zur Hochform auf, ist die Gefahr groß, dass sich Peroxynitrite bilden und der DNA schaden. Die che­mi­sche Formel des Grünen Tees beinhaltet Phenol-Ringe – ähn­lich Verbindungen wie die Isoflavone – und dieser Ring ist es, der die Zelle vor freien Radikalen bewahrt (Phenolring). Da­durch schützt sich die Zelle auch vor der Entstehung eines Karzinoms.
Das in Asien seltenere Vorkommen des Brustkrebses wird immer wie­der mit diesem Phenolring in Zusammenhang gebracht, der sich sowohl in den Isoflavonen, als auch im Grünen Tee sich be­findet. Mehrer Studien aus Japan demonstrierten, dass Brust­krebs und Grüntee in einem so genannten inversen Ver­hältnis stehen: Je mehr Grüntee man trinkt, umso größer ist der Schutz. Deswegen werden mitunter Grüntee und Isofla­vone gemeinsam empfohlen.

Obwohl auch hier noch weitere Studien notwendig sind, scheint Grüner Tee vor allem bei hormonabhängigen Malignomen einen Schutzeffekt zu haben. Dazu gehört der Brustkrebs, aber auch das Prostatakarzinom. Zahlreiche Arbeiten deuten darauf hin, dass das Risiko, am Prostatakarzi­nom zu erkranken, mit dem Konsum des Grünen Tees sinkt. Prostatakrebszellen werden offensichtlich durch Bestandteile des Grüntees schneller in den programmierten Selbstmord ge­schickt. So wird die Effektivität der Chemotherapie und der Bestrahlung vermehrt. Aber auch das Antihormon Nolvadex, welches man zur Behandlung mancher Brustkrebsarten ver­schreibt, wird durch den Grünen Tee in seiner Effizienz ver­stärkt.

Sammelt man alle zur Verfügung stehenden wissenschaftli­chen Untersuchungen so wird es wahrscheinlich, dass der Grüne Tee einen Schutzeffekt auf manchen Krebsarten ausübt. Deshalb wird man nicht auf die approbierte Schulmedizin ver­zichten, allerdings in der Vorbeugung bekommt der Grüntee immer mehr seinen Platz. Gewichtsreduktion und sportliche Aktivitäten sind für ihren Schutz gegen bösartige Geschwulste bekannt. In diese Liste kann wahrscheinlich bald mit gutem Gewissen auch der Grüntee aufgenommen werden.

 

Fördert der Grüne Tee die Gesundheit des Mundes?

Bereits vor Jahren erschienen Arbeiten, die zeigten, dass so­wohl im Tierexperiment, aber auch beim Menschen der Kon­sum von Grünen Tee vor der dentalen Karies schützt. Men­schen mit einem häufigen Grünteekonsum weisen signifikant weniger Karies auf, selbst dann, wenn sie ihre Zucker­essge­wohnheiten nicht änderten. Der Enzymhemmeffekt, den man auch im Zwölffingerdarm findet, scheint auch schon im Mund von Bedeutung zu sein. Kleine Mikroorganismen, die in unse­rem Mund vorkommen (Porphyromonas gingiva­lis) setzen Enzyme frei, die in der Lage sind das Zahn­fleisch zu zer­schneiden. Grüner Tee hat die Fähigkeit, dies zu ver­hindern.

Aber auch die Alpha-Amylase im Speichel wird durch den Grüntee reduziert. Dadurch wird weniger Maltose im Mund freigesetzt, dies schützt die Zähne. Grüntee hemmt zahlreiche Enzyme: Jene des Darmes, dadurch sinkt die Fettaufnahme im Körper und die des Mundes, dadurch werden die Zähne nicht angeknabbert.
Unabhängig von dieser Polyphenolwirkung beinhalten sowohl der Grüne wie auch der Schwarze Tee Fluoride; beide sind auch in der Lage den Fluoridtransport in das Gewebe und da­mit in die Zähne zu fördern. Dies ist auch ein wirksamer Schutz ge­gen Karies.

 

Der Grüne Tee und die Haut

Für die Hautalterung gibt es zwei Gründe: Innere und äußere. Lässt die Nährstoffversorgung der Haut sowie die Hormon­produktion nach, beginnt die innere Hautalterung; die äußere hingegen hängt von den Belastungen ab, denen wir täglich die Haut aussetzen: Smoke, Zigarettenrauch, vor allem aber UV-Strahlung. Sie bewirken eine chronische Entzündung in den verschiedenen Hautschichten – dadurch altert die Haut schneller. Das Altern hat viel mit einer chronischen Entzün­dung gemeinsam – auch in der Haut, vor allem wenn sie be­lastet wird. In diesem Fall werden ununterbrochen die Poli­zisten des Körpers in die verschiedenen Hautschichten ge­sen­det, um dort durch Entzündungsreaktionen mögliche Feinde abzuwehren. Sie setzen dabei Radikale frei, die über­schießend reagieren und auch körpereigenes Gewebe belasten. Dadurch bricht das Kollagen zusammen, aber auch die ober­flächlichen Zellen der Haut, die Keratinozyten, sterben konti­nuierlich ab und können nicht im ausreichenden Maße ersetzt werden. Grüner Tee scheint dem entgegen zu wirken. Es bremst die Radikale und verhindert, dass eine zu hohe Anzahl an Haut­zellen zerstört wird.
Ernstzunehmende Hinweise sprechen dafür, dass die Be­standteile des Grünen Tees Schutzfunktionen gegen den Haut­krebs besitzen. Zu den besonderen Polizisten der Haut gehören die Langerhans-Zellen, die peinlich darüber achten, ob ir­gendwo sich ein Feind einschleicht. Polypenartig umschlingen sie diesen, rufen viele andere Immunzellen, allen voran die T-Lymphozyten zur Hilfe, und präsentieren diesen dem Feind zum Fraß. Ähnliches passiert mit entarteten Zellen, die sich nicht mehr an die Gewebeordnung halten; auch sie werden ausgeforscht, gefangen genommen und aus Sicherheitsgrün­den zerstört. Diese Langerhans’schen Zellen haben allerdings auch ihre Achillesferse – das UV-Licht. Hochsensibel reagie­ren sie darauf, zu viel Licht stört diese ersten Polizisten der Haut und verhindert schützende Immunreaktionen. In den Be­standteilen des Grünen Tees haben dieses Langerhans’schen Zellen ein Schutzschild gefunden, mit dem sie sich gegen die Sonnenlichtbelastung zu schützen verstehen. Deswegen wird ernsthaft überlegt, bei Sonnenbestrahlung – die auch ihre gu­ten Seiten hat – vorher oder währenddessen Grünen Tee zu konsumieren, um den Hautschutz aufrecht zu erhalten. Damit können die Langerhans’schen Zellen ihre Arbeit mit Ruhe weiter verrichten.
So gut das Sonnenlicht – in Maßen genützt – ist, andererseits unterdrückt es bei langer Exposition die Immunkraft der Haut. Epigallocatechingallat scheint dies wieder rückgängig zu machen. Die Medizin hat in der Zwischen­zeit auch die Feinde gefunden, welche die Immunsituation schwächen – dazu gehört das so genannten Interleukin 10, das durch ein zu starken Sonneneinstrahlung vermehrt hergestellt wird und die Immunkraft verschiedener Organe – auch der Haut – reduziert. Gleichzeitig wird ein anderes Molekül, das Interleukin 12 unterdrückt; dieses ist für die Abwehrkraft der Haut mitverantwortlich – auch hier ein Ying-Yang-Mechanis­mus zwischen dem Interleukin 10 und dem Interleukin 12. Ersteres nimmt die Immunreaktion der Haut zurück, letztere regt sie an. Starke Sonnenlichteinstrahlung stört das Ying-Yang, die Balance zwischen Interleukin 10 und Interleukin 12 wird durcheinander gebracht; das Interleukin 10 steigt an, das Interleukin 12 hingegen sinkt ab. Epigallocatechingallat stellt die Balance wieder her. Es begrenzt die überschießende Inter­leukinherstellung und regt andererseits die durch die UV-Be­strahlung gedrosselte Interleukin 12-Produktion an. Darüber hinaus wird die Reparatur in der Haut stimuliert: Zu starke Sonneneinstrahlung zerstört die DNA in den Hautzellen, diese zu reparieren wird offensichtlich auch durch den Grünen Tee verstärkt.

Beginnen irgendwo in unserem Körper Geschwulstzellen zu wachsen, verändert dies zunächst die Architektur unseres Ge­werbes. Um sich ausbreiten zu können, muss der normale Zellverband aufgelöst werden, dies besorgen biochemische Scheren, die sich auch in der Haut finden, Matrixmetallopro­teinasen, die den Zellkitt zerschneiden und damit das Wachsen und die Expansion von Geschwulsten ermöglichen. Gleichzei­tig benötigen Tumore „neue Straßen“ über die sie sich mit Nahrungsstoffen, mit Sauerstoff und mit Blut versorgen; diese Straßen sind die Blutgefäße, welche um einen Tumor zu sprießen beginnen, um seine Ernährung sicherzustellen. Dem Krebs gehen zwei Gewebsveränderungen voraus: Der Abbau des gesunden Gewebeverbandes und die Bildung neuer Blut­gefäße. Letzteres wird durch so genannte angiogenetische Faktoren besorgt, ersteres durch biochemische Scheren, den Matrixmetalloproteinasen (unaussprechlicher Name). Beides wird durch Epigallocatechingallat gehemmt, nicht nur wenn der Grüne Tee getrunken wird, sondern auch wenn man ihn direkt auf die Haut aufträgt.

Nicht nur die Langehans-Zellen sind hochsensitiv gegen ultra­violettes Licht und durch Sonneneinstrahlung verletzbar, sondern auch das Glutathion, eine Aminosäure, die für die Radikalentsor­gung verantwortlich ist. Glutathionperoxidase heißt das En­zym, welches in der Haut vor freien Radikalen schützt. Wird das Glutathion durch einen Sonnenbrand zerstört, so reduziert sich die Aktivität dieses wichtigen Schutzmoleküls. Grüntee ist auch in der Lage Glutathion zu protegieren. Dadurch bleibt die Aktivität der radikal entsorgenden Enzyme, allen voran der Glutathionperoxidase, erhalten.

 

Epigallocatechingallat – das Penicillin der grünen Blätter

Pflanzen haben sich in vielfältiger Weise gegen Pilze, Bakte­rien und Viren zu schützen, vor denen sie nicht davonlaufen und auch kein Immunsystem mobilisieren können – vergleich­bar zu höheren Lebewesen. Demnach bleibt ihnen nur ein ein­ziger Weg, um den Mikroorganismen zu widerstehen: Sie können in ihren Blättern antibiotikaähnliche Substanzen depo­nieren, die sie dann aktivieren, wenn Feinde die Pflanze be­fallen.
Dies ist am Weinstock gut untersucht, dessen Blüten und Früchte beliebtes Ziel bestimmter Pilzsorten sind, die vor al­lem in jenen Weinbaugebieten gut gedeihen, wo es in der Nacht feucht und am Tag warm ist. Dies schafft auch für Pilze ein ideales Klima zum Wachsen – auch Kosten des Wein­stocks. Deswegen stellen auch die Weintrauben in ihrer Schale Pilzgegenmittel her, um in Ruhe weiterwachsen zu können. Dieses Canesten der Weinstöcke ist das Resveratrol, ein Fun­gizid, das beim Menschen andere Wirkungen hervorruft, an der Weintraube jedoch Schutzfunktionen gegen äußere Feinde übernimmt.

Ähnlich ist es auch beim Grünen Tee, das Epigallocatechin­gallat seiner Blätter hat von der Evolution offensichtlich auch die Aufgabe bekommen, Viren und andere Eindringlinge zu wehren – und diesen Effekt entwickelt das Epigallat auch im Menschen. Seit Alters her weiß man in Asien, dass gegenüber Durchfall und Typhus das Kräutchen des Grünen Tees ge­wachsen ist. Er hemmt die Fortpflanzung und das Wachstum vieler Bakterien, der Salmonella, der Clostridienbakterien, aber auch des Helicobacter pylori. Diese Infektion trifft vor allem den Magen, wo er durch die chronische Entzündung Krebs auslösen kann. Seit Jahren hat die Wissenschaft den Eindruck, dass die Wahrscheinlichkeit des Magenkrebses durch den Grünen Tee gesenkt werden kann – möglicherweise läuft das über die Suppression und über die Zerstörung des Helicobacter. Andererseits lässt das Epigallocatechingallat die eigene Darmflora in Ruhe. Sie betrachtet sie eher als Verbün­dete und tut ihr nichts Schlechtes. Das unterscheidet den Grü­nen Tee von zahlreichen Antibiotika, die zwar Bakterien und Eindringlinge töten, davon aber die guten körpereigenen Darmbakterien nicht ausnehmen. Auch die Bakterien der Scheide werden von Antibiotika mitunter zerstört, dadurch wird zwar die Infektion beseitigt, andererseits entstehen Probleme im Darm und in der Scheide, deren schützende Flora ebenfalls gekillt wurde.
Der Catechinbestandteil des Grünen Tees richtet seine Kraft gegen zwei spezielle Feinde des weiblichen Körpers, gegen den Candidapilz und den Herpes simplex-Virus. Candida­infektionen sind häufige Probleme im weiblichen Körper, meist nehmen sie überhand, weil die scheideneigene Darm­flora – durch welche Gründe auch immer – zerstört wurde und dadurch der Schutzmechanismus fehlt. Das Catechin des Grüntees hat die Fähigkeit, die Lebensdauer der pathologi­schen Scheidenpilze zu reduzieren. Deswegen ist es über­le­genswert, als Unterstützung der Pilzinfektionen auch den Grü­nen Tee zu konsumieren. Die fungizide Wirkung kommt den im Tee enthaltenen Catechinen zu; natürlich wird man bei ei­ner Pilzinfektion der Scheide auf die klassische schulmedi­zini­sche Therapie nicht verzichten, unterstützend jedoch, und möglicherweise auch zur Prävention, soll der Schutzmecha­nismus dieser alten Kulturpflanze bekannt gemacht werden. Zahlreiche Untersuchungen demonstrierten darüber hinaus, dass auch die Herpes-Infektion, die sich mitunter am Genital durch Warzen manifestiert, verhindert oder auch gemildert werden kann. Auch dabei eignet sich der Grüntee als additive Unterstützung der eigenen Körperabwehrkräfte.

 

Die östrogenähnlichen Schutzwirkungen des Grün­tees

Warum erkranken Frauen seltener an Leberkrebs? Intensiv wird dies seit Monaten diskutiert und die Erklärung scheint in den Hormonen des Eierstocks zu liegen. Wird das Leber­gewebe irritiert, vor allem durch eine Infektion, aber auch durch äußere Gifte und Alkohol, beginnen die Immunzellen der Leber, die Stellazellen, zu wachsen – sie verdrängen das gesunde Gewebe der Leber, die dadurch ihre Funktion ein­büßt. Die zugrunde gegangenen Leberzellen werden durch Bindegewebe ersetzt – die Leberzirrhose entsteht. Ausgelöst wird dieser Prozess durch eine Entzündung, der das gesunde Lebergewebe zum Opfer fällt, wodurch sich andererseits in manchen Zellen die Steuerungsmechanismen so verändern, dass Leberkrebs daraus entsteht. Leberzirrhose und Leber­krebs sind häufige Folgen einer chronischen, über Jahre an­dauernden Leberentzündung. Interessanterweise findet man dies bei der Frau seltener, als beim Mann – die Eier­stocks­hormone Östrogen und Progesteron unterdrücken die über­schießenden Entzündungsmechanismen, welche bei der Le­berentzündung alla long das ganze Organ zerstören und Krebs entstehen lassen. Ähnlich wie Östrogen und Progeste­ron rheumatoide Probleme unterdrückt, verhindert es auch die überschießenden Entzündungsreaktionen in der Leber. Da­durch ist die Frau geschützter gegenüber dem Leberkrebs und der Leberzirrhose.

Das Epigallocatechin des Grünen Tees stößt in das gleiche Horn: es unterdrückt ebenfalls, genauso wie das Progesteron und das Östrogen die Stellazellen und stützt damit dieses Or­gan in ähnlicher Weise wie das Gelbkörperhormon und die Östrogene. Zur Unterstützung der Leberfunktion hat die Me­dizin bereits seit vielen Jahren im Schatzkästchen von Mutter Natur Anleihe gesucht – Distelextrakte sind seit Jahrzehn­ten zum Leberschutz im Einsatz. Entsprechend neuester Er­kennt­nisse kann sich der Grüntee mit gutem Recht zur Distel gesel­len – zum Schutz der Leber.

 

Grüntee und Gehirn:

Aber auch auf Erkrankungen des Gehirns hat Grüntee offen­sichtlich einen Einfluss – ähnlich wie das Östradiol. Ob Ös­trogene vor dem Morbus Alzheimer schützen ist lange Zeit Diskussionsthema gewesen. Zunächst sprachen viele Daten dafür, dann wurde es in der WHI-Studie anders verstanden: Östrogene schützen nicht nur nicht vor dem Morbus Alz­hei­mer, sondern haben sogar einen fördernden Effekt. In der Zwi­schenzeit hat sich dieses wissenschaftliche Dilemma ge­klärt: Wird die Hormonersatztherapie unmittelbar nach der Me­no­pause begonnen, ist ein Schutzeffekt auf die Nervene vorhanden, die Ausbildung jener Plaques, die zu Morbus Alzheimer führen wird reduziert. Verschreibt man allerdings einer schon 65- oder 70jährigen Frau – zwan­zig Jahre nach dem sie in den Wechsel gekommen ist – eine Hormonersatz­therapie – und dass war bei einem Großteil der WHI-Studien-Patienten der Fall – so verfehlt das Östrogen seine Schutzwir­kung. Wenn ein Teil der Neurone bereits in der 7. Lebens­dekade zerstört sind, gelingt es auch nicht mehr dem Östrogen, eine Prävention und einen Schutz aufzubauen. Tat­sächlich kann das Östrogen bei einem vorhandenen Neuro­nenverlust die Sache nicht besser machen: Durch den ver­mehrten Kalziumimport – eine Wirkung des Östrogens – wer­den die Nervenzellen in ihrer Aktivität stimuliert; sind sie je­doch schon erkrankt, dann bedeutet dies keinen Schutz, son­dern im Gegenteil eine Belastung. Demnach stellt sich die wissenschaftliche Situation so dar: wird das Östrogen unmit­telbar nach der Menopause verordnet, zu einem Zeitpunkt, wo die Neuronen in Takt sind, dann schaffen sie eine Protektion, einen Schutz für das Gehirn. Werden Sie allerdings Jahrzehnte später verschrieben, dann schützen die Hormone nicht mehr, im Gegenteil es kann dadurch Schaden entstehen.
Wissenschaftliche Untersuchungen der letzten Jahre lassen vermuten, dass die Bestandteile des Grünen Tees – wie das Östrogen – einen Schutzeffekt auf die Neurone ausübt. Dies muss durch weitere Untersuchungen noch geklärt werden. Sollte sich das bewahrheiten, kommt dem alten Kulturgetränk ein ganz besonderer Stellenwert zu: Durch die Überalterung ist die Medizin immer mehr mit degenerativen Erkrankungen konfrontiert – am Skelettsystem, am Herzen und im Gehirn, wobei letzteres besonders weh tut, in jeglicher Hinsicht. Die präventive Medizin muss – auch aus ökonomischen Gründen – Mittel und Wege finden, um die Neurodegeneration zu ver­hindern. Die östrogenähnliche Wirkung des Grünen Tees ist möglicherweise ein Schritt dazu.

Was den Zähnen gut tut, nützt offensichtlich auch dem Kno­chen – auch hier treffen sich Östrogene und Grüntee. Die­ser enthält Fluorid und Phytohormone, von denen man weiß, dass sie die Osteoblastenaktivität anregen.

 

Die Spurenelemente des Grünen Tees

Neben den Catechinen und den Phytohormonen enthält Grüner Tee auch Spurenelemente, die dem westlichen Menschen mit­unter fehlen. Vitamin C findet sich im Grünen Tee, auch Mangan, ein seltenes Element, das allerdings Bestandteil zahl­reicher Enzyme ist – so der Mangan-Superoxid-Dismu­tase, das für die Entsorgung freier Radikale verantwortlich ist. Aber auch Glykosidtransferasen hängen vom Mangan ab – sie bilden die berühmten Mukopolysaccharide, fehlt Mangan, so kann das ein Defizit dieser Mukopolysaccharide hervor­rufen und gleichzeitig den Zuckerhaushalt stören. Aber auch Selen, Zink und Chrom spielen für den Stoffwechsel des Men­schen eine bedeutende Rolle: Chrom ist für den Lipid- und für die Kohlenhydratstoffwechsel wichtig, fehlt es, so kann es Dia­betes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern. Chrom wird auch mitunter als Hilfe fürs Abnehmen empfoh­len – im Grü­nen Tee kommt es in natürlicher Weise vor.

Selen ist in machen Gegenden Europas große Mangelware, die Böden sind selenverarmt, dementsprechend auch das Getreide und die Ernährung. Selen ist Bestandteil bestimmter Proteine, der Selenoproteine, welche die Abwehr freier Radikaler steu­ern. Es ist Cofaktor der Glutathionperoxidase, einem wichti­gen Enzym, das unseren Körper vor Krebs schützt. Gute pro­spektiv randomisierte Untersuchungen existieren, die zei­gen, dass Selen eine Schutzwirkung auf das Prostatagewebe hat, und die Entstehung des Prostatakrebses hintan halten kann. Auch für den Grüntee gibt es gute Untersuchungen, die glei­ches berichten: Männer, die viel Grünen Tee trinken, schützen ihre Vorsteherdrüse. Die gute Wirkung des Grüntees auf das Problemorgan des Mannes, beruht einerseits auf die Cate­chine, andererseits aber auch auf dem Selen, das sich im Grü­nen Tee findet.

Auch Zink ist im Grüntee enthalten. Dieses Element ist not­wendig für die DNA-Synthese. Es stabilisiert darüber die Zellmembranen und ist Cofaktor für jene Enzyme, die die Zelle von freien Radikalen schützen, für die Dismu­tase.

Das amerikanische Ernährungsinstitut hat Empfehlungen ab­gegeben, wie viel dieser Spurenelemente wir täglich zu uns nehmen sollen. Beim Mangan ist es 2,3 mg/Tag für den Mann und 1,8 mg/Tag für die Frau, mehr als 11 mg/Tag sollen Er­wachsene nicht zu sich nehmen. Bei Chrom liegt der tägliche Bedarf bei 25 µg (Mikrogramm)/Tag für Männer und bei 25 µg/Tag für Frauen. Für Zink sind es 8 mg (Milligramm) für Männer und 11 mg für Frauen. Mehr als 40 mg/Tag soll nicht konsumiert werden. Erwachsene Menschen sollen täglich 55 µg Selen zu sich nehmen, aber nicht mehr als 400 µg/Tag. Diese Dosen können durch eine regelmäßige Konsumation von Grünen Tee erreicht werden.

 

Die Schattenseiten des Grünen Tees

Eine Überdosis an Grünen Tee kann drei Probleme machen: Es kann eine Koffeinüberdosierung hervorrufen, da auch Kof­fein ein Bestandteil des Grünen Tees ist. Das mitunter im Grünen Tee vorhandene Aluminium kann, wenn er in hohen Mengen genossen wird, Erkrankungen auslösen und auch der Einfluss der im Tee enthaltenen Polyphenole auf die Verfüg­barkeit des Eisens soll – bei hohen täglichen Genuss – berück­sichtigt werden. An sich ist der Koffeingehalt im Schwarzen Tee höher als im Grünen, Schwarztee beinhaltet ca. 41 – 60 mg Koffein/g während der Grüntee ca. 30 mg Koffein/g Tee enthält. Auf Grund genetischer Unterschiedlichkeit gibt es Menschen, die auf Xanthine (in diese Gruppe fällt das Kof­fein) sensitiv reagieren, was bei hohem Koffeinkonsum zur Nervosität, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und schnellen Puls führen kann. In der Schwangerschaft und während der Stillzeit sollen nicht mehr als zwei Tassen Grünen Tee kon­sumiert werden, da der Koffeingehalt des Grüntees die Schlag­frequenz beeinflussen kann. Diese ändert sich bekanntlich auch in Zeiten der Hormonumstellung, in der Menopause oder bei dem Östrogenmangel. Zwar sind die östrogenarmen Perio­den im Leben einer Frau keine Kontraindikation für den Grüntee, allerdings können Hormonveränderungen auch für Herzrhythmusveränderungen mitverantwortlich sein. Darüber soll die Patientin aufgeklärt werden.

Aluminium kommt im Schwarzen Tee 6mal mehr vor als im Grünen Tee. Der Aluminiumgehalt des Grünen Tees hängt von der Düngung des Bodens, von Anbauart und von Umwelt­faktoren ab. Deswegen soll der Aluminiumgehalt in den Blät­tern des Grünen Tees gemessen werden und bekannt sein.

Während auf der einer Seite Grüner Tee auch zur Behandlung der Anämie eingesetzt wird, weiß man, dass Catechine eine Affinität zu Eisen haben, deswegen soll bei Eisenmangel­zuständen dieser behoben werden, bevor man Grüntee in hö­heren Dosen zu sich nimmt.

 

Pharmakogenetik des Grünen Tee

Trinkt man Grünen Tee, so erreicht der Catechingehalt nach zwei Stunden im Blut seine Spitze. Die Bestandteile des Grü­nen Tees lagern sich in verschiedenen Organen ein, in der Speiseröhre, im Darm, in der Niere, in der Blase, in der Lunge und in der Prostata. Dies setzt eine gute Resorption der Stoffe voraus. Tatsächlich findet man nach der oralen Einnahme von Grüntee ca. 14% der eingenommenen Menge an Epigallat­catechin im Blut, 31% vom Epicatechin und 1% vom Epi­gallocatechingallat. Allerdings hängt die Resorption des Grüntees ebenfalls vom Genotyp ab. Diese sind für die Auf­nahme auch der Grünteebestandteile verantwortlich.

Grüntee beinhaltet drei Bestandteile, welche für die Gesund­heit des Menschen von Wichtigkeit sind: Koffein, Öle und Polyphenole.

Koffein wirkt vor allem auf das Zentrale Nervensystem. Es reduziert die Müdigkeit und steigert die Vigilanz. Der Effekt des Koffeins im Grünen Tee wird durch das ebenfalls vor­kommende Theophyllin moduliert. Theophyllin hat einen wassertreibenden Effekt, es erweitert Blutgefäße und bewirkt eine Entspannung der Lungenmuskulatur.
Den Polyphenolen kommt eine starke antioxidative Wirkung zu.

 

Was hat der Grüntee mit dem Östrogen gemeinsam?

Den Ring. Betrachtet man die chemische Formel des 17-Beta-Östradiols, so wie die der Catechine, die Hauptbestandteil des Grünen Tees sind, so findet sich ein Phenolring, der in beiden Verbindungen vorkommt. In diesem Ring zirkulieren Elektro­nen und bauen jeweils Doppelbindungen auf, die andererseits aber auch in der Lage sind, freie Radikale abzubinden und zu stabilisieren. Demnach ist der Grüne Tee – von der Biophysik aus betrachtet – dem Östrogen sehr verwandt.

Und tatsächlich finden sich Eigenschaften des alten Kult­ge­tränkes, die dem des Östrogens sehr ähnlich sind, daneben gibt es aber auch gegenteilige Wirkungen. Damit wird der Grüntee ein interessanter Partner für das Östrogen, der manche seiner Wirkungen unterstreicht, manche reduziert.

 

Grüntee, Blutdruck und Brustkrebs

Eine neue Case-Controll-Untersuchung zeigte, dass ein erhöhter Konsum von Grünem Tee signifikant assoziiert war, mit ei­nem verringerten Risiko für Brustkrebs – dies wurde an asia­tischen Frauen, die in Los Angeles lebten dokumentiert. Der regelmäßige Konsum des Grünen Tees verringerte um 40% das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken – verglichen mit Frauen, die keinen Grünen Tee tranken.

Der schützende Mechanismus des Grünen Tees scheint vor allem jene Frauen zu betreffen, die eine niedrige Aktivität der Catechol-O-Methyltransferase haben. Dieses Enzym inakti­viert das innere Östrogen des weiblichen Körpers – und macht es ausscheidungsfähig. Allerdings werden auch die Grüntee­bestandteile von der COMT eliminiert – arbeitet dieses Enzym langsamer, dann ist der Schutzeffekt auf das Herz höher. Der Schutzeffekt des Grünen Tees auf die Brust hat möglicher­weise aber auch andere Ursachen.
In-vitro-Untersuchungen zeigten, dass die Polyphenole des Grünen Tees in der Lage sind, Radikale zu hemmen, die durch das Angiotensin 2 entstehen. Dies steht in einem Zu­sammenhang mit anderen Arbeiten, die demonstrierten, dass das Angiotensin 2 in die Entwicklung von Brustkrebs einbe­zogen ist. Eine verstärkte Angiotensin 2-Aktivität führt auch zu einer höheren Radikal­belastung der Brust – und das erhöht möglicherweise das Mammakarzinom­risiko. Die Grünteebestandteile können offensichtlich jene Radikale hemmen, welche durch das An­giotensin 2 entstehen.
Angiotensin 2 wird von seinem Präcursur, also durch das An­giotensin 1-Converting-Enzym gebildet, das eine unter­schied­liche Aktivität – von Individuum zu Individuum – haben kann.

Frauen mit einem ACE-Genotyp, der die Enzymaktivität verlangsamt, weisen eine 50%ige Reduktion des Mammakarzinom­risikos auf – verglichen mit Patientinnen, die einen Hochakti­vitätsgenotyp haben.

Geht man davon aus, dass diese Radikale tatsächlich für die Entstehung des Mammakarzinoms mitverantwortlich sind und auf der anderen Seite Grüntee gerade gegen diese Radikale schützt, dann liegt es auf der Hand, Frauen mit den schnell arbeitenden ACE-Genotyp vermehrt Grüntee zu verordnen.

Dieser Frage wurde in einer großen Studie nachgegangen, die tatsächlich den Schutzmechanismus von Grünem Tee bei der Entstehung des Brustkrebses demonstrierten.

Angiotensin 2 ist ein starker angiogenetischer Faktor, der an der Tumorentstehung involviert ist. Er stimuliert ein Enzym, die NADPH-Oxidase, in Endothelzellen, wodurch die Angio­genese und die Bildung neuer Blutgefäße angeregt werden. Freie Radikale, die aus der NADPH-Oxidase entstehen, sti­mulieren den Vaskularendothelial-Growth-factor (VEGF), der die Bildung neuer Blutgefäße – Voraussetzung für jede Tumor­ent­stehung – anregt. Auch beim Mammakarzinom spielt dieser Faktor eine große Rolle. Durch eine Erniedrigung des Angio­tensin 2 – mittels eigener Medi­kamente, nämlich der ACE-In­hibitoren – kann man die VEGF- induzierte Angiogenese re­duzieren, damit kommt es auch in-viro zu einer Verkleinerung des Tumors. Grüntee­extrakte aber auch Epigallocatechingallat haben einen stark reduzierenden Effekt auf den VEGF.

Dies wurde an einer Case-Controllstudie evaluiert, die 297 Mammakarzinomfälle und 665 Kontrollen umfasste. Zunächst konnte man zunächst bei dieser Untersuchung keinen Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Brustkrebses und dem Konsum von Grüntee registrieren. Im Rahmen dieser Untersuchung teilte man dann die erkrankten Frauen in zwei Gruppen, eine mit einer normalen Angiotensin-converting-Enzymaktivität, und eine andere, die durch einen kleinen Genunterschied eine höhere Aktivität und damit eine höhere Bereitschaft zur Hyper­tonie, aber auch zur Bildung freier Radikaler aufwies. In dieser Gruppe erreichte man mit dem Grünen Tee tatsäch­lich eine signifikante Reduktion des Mammakarzinomrisikos. Für Schwarzen Tee konnte das allerdings nicht demonstriert werden.