[3.6] Übergewicht – die Geisel der Frau

Zusammenfassung

Gewichtsprobleme werden häufig von der Medizin ironisiert und mit dem Ratschlag abgetan, einfach weniger zu essen. Selbst wenn in vielen Fällen dies zutrifft, muss man auf der anderen Seite doch wissen, dass im Unterschied zum Mann der weibliche Körper mehr zu Gewichtsschwankungen neigt und diese oft mit hormonellen Störungen verbunden sind. Ein zuviel an Östrogenen bewirkt einen vermehrten Einbau von Triglyzeriden in die Fettzellen vor allem dort wo viele Frauen es stört, am Gesäß und am Oberschenkel. Dieses Übermaß an Östrogenen Hormonen kann vom Körper selbst herrühren. Oft produziert er einfach zu viel an diesem Hormon; man kann Östrogene aber auch von außer her zuführen, durch die Pille oder durch die Hormonersatztherapie. Beides kann, vor allem wenn die Dosis nicht stimmt, Gewichtsprobleme verursachen. Der gleichzeitige Konsum von Alkohol ist besonders schlecht. Nimmt es sich eine Frau vor abzunehmen, dann muss sie für diese Zeit eben jeden Tropfen Alkohol meiden. Ein Fehlen der männlichen Hormone macht ebenfalls Gewichtsprobleme; die Androgene sind in der Lage, die Fettzellen abzubauen und in Energie umzusetzen. Dies betrifft vor allem den Bereich in Körpermitte. Manche Frauen klagen unter der klassischen Trias, einerseits registrieren sie trotz einem hervorragenden Partner zunehmenden Libidomangel, dann berichten sie, dass die Brust größer wird und dass sich mit der Zeit auch so etwas Ähnliches wie ein Schwimmreifen in Körpermitte bildet. Diese drei Symptome sind verdächtig für einen Androgenmaiigel. Dieser soll ijberprüft werden. Auch eine Unterfunktion der Schilddrüse oder der Hirnanhangdrüse kann mitunter Gewichtsprobleme hervorrufen. Bevor man hier allerdings eine medizinische Aktion setzt, ist eine genaue diagnostische Abklärung wichtig. Hormone können das Abnehmen nur unterstützen um die oft schmerzhafte Reduktion der Pallarien, um gleichzeitig intensivierte sportliche Aktivität kommt man leider nicht umhin.

Der weibliche Energiehaushalt

Was immer der Mensch tut – er braucht hiefür Energie. Jeder Denkprozeß, jede Bewegung, Sport, ja sogar das Betrachten einer Blume – ohne Energie ist das alles nicht möglich. Wie sich ein Auto ohne Sprit nicht bewegen kann, kann der Mensch nicht leben ohne die erforderlichen Energiemengen.

Als erstes Leben auf unseren Planeten kam, war Zucker die erste Energiequelle. Bakterien und Viren bauten Kohlenhydrate ab und schöpften daraus die Kraft für ihre Vermehrung. Allerdings hat Zucker einen sehr großen Nachteil: Er ist nur begrenzt und nur in sehr kleinen Dosen speicherbar. Wäre beispielsweise ein Zugvogel auf Zuckerreserven angewiesen, scheiterte sein herbstlicher Flug in den Süden – er müßte unterm Gefieder so viele Zuckermoleküle aufladen, daß er wegen des hohen Gewichts nicht mehr fliegen könnte.

Die Lebewesen konnten sich erst dann weiterentwickeln, als eine neue Form der Energiespeicherung möglich wurde, die es erlaubte, auf engem Raum große Treibstoffmengen unterzubringen. Dieses neu entdeckte Reservoir ist das Fett. In den winzigen Molekülen verbergen sich energiereiche chemische Stoffe, die den Motor Leben ununterbrochen mit Energie – Treibstoff – versorgen.

Im Körper der Frau gibt es zwei Regionen, die in unterschiedlicher Weise von den Hormonen – was das Fettgewebe betrifft – abhängig sind. Im Oberschenkel- und Gesäßbereich werden die Fettzellen durch Östrogen und Progesteron vergrößert, während im Bauchbereich ein Mangel an männlichen Hormonen Gewichtsprobleme auslöst.

Ein Größenvergleich: Entspräche ein Zuckermolekül einem Glas voll Energie, wären das bei einem (mit dem Zucker vergleichbaren) Fettsäuremolekül zwölf Gläser gefüllt mit Energie.

Das Fett ist die Energiequelle des Lebens. Nur das Fett befähigt unseren Körper zum Leben – wie ein Auto ohne Sprit wäre auch ein menschlicher Körper ohne Energiequelle kraftlos. Die Träger dieser Energie sind die Fettzellen, die überall im Körper verstreut sind – im Muskelgewebe, zwischen den Organen, unter der Haut. Einfach überall.

Eierstöcke und Fettzellen

Vor kurzem machten die Forscher eine aufregende Entdeckung: Fettzellen sind nicht nur einfach irgendwelche Depots, die wir mit uns herumschleppen, Fettzellen produzieren auch eine ganze Reihe von Hormonen. Nicht nur: Sie stehen in ständiger Verbindung mit dem Gehirn, der Hirnanhangdrüse und den Keimdrüsen – sie sind also Teil eines gut ausgetüftelten Kommunikationssystems, das den gesamten Körper überzieht. Das Steuersystem richtet sich großteils danach, ob Energiereserven – Fett – zur Verfügung stehen; deren Funktionsfähigkeit orientiert sich am Energiepotential. Das ist auch der Grund, warum biologische Wächter im Nervensystem ununterbrochen die Fettmenge kontrollieren. Sinkt es unter eine kritische Menge ab, droht dem Körper Gefahr. Ein (symbolisches) rotes Warnlicht leuchtet auf. Es signalisiert, daß entweder nachgetankt, die Leistung gedrosselt oder das ganze System überhaupt zum Stillstand gebracht werden muß. Davon besonders betroffen ist die Fortpflanzung – ein Prozeß, der mit extrem hohem Energiebedarf verbunden ist. Stehen diese Energiemengen dem Körper nicht in ausreichender Menge zur Verfügung, gibt es keine Reproduktion. Der Eierstock überprüft daher auch permanent, ob ausreichend Fett vorhanden ist. Fettmangel bedeutet das Ende der Hormonproduktion und das Ausbleiben der Menstruation. Sportlerinnen und Balettänzerinnen, die aus beruflichen Gründen zur drastischen Gewichtsreduktion gezwungen sind, kennen dieses Phänomen. Bei ihnen treten gehäuft Zyklusstörungen auf, sehr oft bleibt die Monatsblutung überhaupt aus. Die Begründung leitet sich aus dem beschriebenen Mechanismus ab: Der Eierstock merkt den dramatischen Fettabbau und beendet, in Ermangelung weiterer Energie, seine Aktivität.

Für die Kommunikation zwischen Fettgewebe und Geschlechtsfunktionen sorgt ein eigenes Hormon – das Leptin. Dieses wird in den Fettzellen gebildet. Es zirkuliert im Blut und durchwandert auf diesem Weg die unterschiedlichsten Organe. Darunter auch das Gehirn, wo die Informationen über die vorhandenen Fettmengen ausgewertet werden. Ist ausreichend Fett vorhanden, steigt auch die Leptinmenge im Blut an – und das Gehirn erteilt dem Eierstock den Arbeitsbefehl. Sinkt aber das Leptin aufgrund schwindender Fettzellen ab, signalisiert das der Hirnanhangdrüse einen Energiemangel. Und der Eierstock drosselt sofort seine Leistung – er arbeitet langsamer, oder hört überhaupt auf.

Das Fettgewebe spendet Energie, aber nicht nur für die Fortpflanzung. Auch im Stress oder in Gefahrensituationen greift der Organismus auf diese Energiereserven zurück. Er spaltet Fettsäuren und verleiht dem Körper die Fähigkeit davonzulaufen, Fieber zu ertragen oder die erforderlichen Abwehrstoffe zu bilden. Das Adrenalin öffnet sofort die Fettzellen und ruft die darin enthaltenen Fettdepots zur Energieproduktion auf. Der Organismus kann in diesem Ambiente auch den größten Stress bewältigen – zumindest in den meisten Fällen. Ist der Organismus gestört, kann es schon passieren, daß der Mensch unter Stress zusammenbricht.

Wie sehr die Fettreserven des Menschen und extremer Stress in Zusammenhang stehen, kann ein kardiologischer Fall illustrieren. Ein männlicher Patient mußte sich in einem Spital einer Koronarangiographie unterziehen, das ist eine nicht ganz ungefährliche invasive Untersuchungsmethode, bei der ein Katheter in der Leistenbeuge eingeführt und über das Blutsystem bis ans Herz herangeführt wird. Der Patient wußte, daß diese Untersuchung der Herzkranzgefäße darüber entscheidet, ob an ihm eine Bypaßoperation durchgeführt werden muß oder nicht. Der Stress war so stark, daß dieser Patient innerhalb von 24 Stunden fünf Kilogramm Körpergewicht verlor.

Aber dieses Beispiel illustriert, daß Fett mehr ist als ein unangenehmer Speicher mit häßlichen Begleiterscheinungen. Fett ist auch Garant, daß der Organismus Stress bewältigen und mit Extremsituationen fertigwerden kann.

Auch das Wachstum ist fettabhängig. Zwischen Körper und Fettreserven findet eine permanente Kommunikation statt – vor allem dann, wenn der Organismus weiter wachsen oder wenn er irgendwelche Reparaturen vornehmen will. Jene Hormone, die zwischen Wachstum und Fettgewebe unentwegt hin und her pendeln, sind die Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktoren, die in der Leber gebildet werden und in den unterschiedlichen Organen die Regeneration sowie die Aufbauphase garantieren. Auch sie sind sensibel auf die Energiedepots. Sind diese ausgebeutet, leidet auch der Auf- und Umbau des Körpers.

Hormonsysteme kommunizieren also mit dem Fettgewebe:

  • Das Leptin, das eine Achse zwischen dem Fettgewebe und der Fortpflanzung bildet;
  • das Adrenalin, das unter Gefahr Fettzellen zu Hilfe holt; und
  • die Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktoren, die nur dann Aufbauarbeit in Angriff nehmen, wenn sie von den Fettzellen dazu angeregt werden.

Das Fett ist also eigentlich ein sehr prominentes Organ, das von vielen anderen Körperteilen um Rat befragt wird. Fett entscheidet aber auch maßgeblich, was in den unterschiedlichsten Körperteilen – etwa den Eierstöcken – zu geschehen hat. Fett macht nicht nur dick, es dirigiert auch die verschiedensten Funktionen unseres Körpers. Diese ungemein wichtige Rolle darf nicht verwundern, hat doch stets der das Sagen, der über Ressourcen verfügt.

Fett ist Energie, es ist Treibstoff und Voraussetzung für das gesamte Leben.

Es gibt noch einen Aspekt, der mit dem Fett in enger Beziehung steht: die Sexualität. Vordergründig ist das Gesäß ein plakatives Sexsymbol – letztlich ist dieser Körperteil eine Ansammlung von Fettzellen.

Fortpflanzung und Fettgewebe

Auch die Ernährung des neugeborenen Kindes hängt vom Fettreservoir des mütterlichen Organismus ab. Die Produktion von Muttermilch garantiert seit Jahrmillionen das Leben neugeborener Tiere und Menschen. Die Milchproduktion ist ein energiereicher Vorgang; sie hängt allerdings davon ab, ob die Mutter ausreichende Reserven besitzt. Diese Kraftquellen der Mutter sind die Fettzellen des Gesäßes. Dorthin wurden sie von der Natur plaziert, weil der Gesäßmuskel ein ideales Speichermedium ist. Das Fett des Gesäßes und auch des Oberschenkels stehen unter Hormoneinfluß. Diese Fettzellen werden vom Körper speziell geschützt und können auch in Hungersnöten nicht beliebig ausgebeutet werden. Benötigt beispielsweise der weibliche Organismus unter Stress zur Bewältigung körperlicher Anstrengungen oder zur Gewebserneuerung Energie, so darf er diese nicht aus den Fettzellen des Gesäßes gewinnen. Jede andere Fettzelle, etwa die des Bauches, wird vom Organismus zuerst abgebaut. Das Fett des Gesäßes dagegen wird bis zum Schluß besonders verteidigt. Dieses Fett steuert die Milchproduktion, es dient somit der Ernährung des Nachwuchses und damit der Erhaltung der Art. Für die Evolution ist diese Aufgabe mit Abstand die höchste aller Prioritäten. Das Gesäßfett symbolisiert Fruchtbarkeit. Es garantiert ausreichend Energie, um den Nachwuchs auch noch Jahre nach der Geburt zu ernähren.

Der Blick des Mannes auf das weibliche Gesäß hat neben der erotischen auch noch eine evolutionäre Komponente: Der Mann taxiert mit unbewußtem Blick das vorhandene Energiereservoir.

Die Erhaltung der Art, aber auch der Gene hängt somit vom Gesäßfett ab.

Entsprechende Brücken des Unterbewußtseins werden heute von der Werbung oft bis hart an die Grenzen des guten Geschmacks ausgenützt; der Sexappeal dieses Körperteiles wird als kommerzielles Vermarktungspotential mobilisiert. Dieses sogenannte Glutäalfett hat somit eine gleichermaßen vitale wie auch erotische Facette.

Die klassische Trias: der Schwimmreifen, die größerwerdende Brust, der Libidoverlust

Männlichen Hormone mobilisieren das Fett um die Hüfte, fehlen sie beim Mann, so bekommt er Gewichtsprobleme, ähnlich wie die Frau, die mitunter über den berühmten „Schwimmreifen“ klagt und damit zahlreiche Ärzte konsultiert. Dabei weist sie mit Recht darauf hin, dass Essgewohnheiten und körperliche Aktivität nicht verändert wurden, sie aber dennoch Veränderungen in ihrem Körper bemerkt. Trotz harter Ess-Disziplin bildet sich ein Schwimmreifen um die Körpermitte aus. Fragt man die Patientin, ob sie in der letzten Zeit ein Größerwerden der Brust festgestellt hat, so wird diese Frage sehr oft bejaht, genauso wie ein drittes Problem, welches sich zum Gewichtsproblem um die Körpermitte gesellt: Der Libidoverlust.

Frauen erzählen oft übereinstimmend, dass sie einen liebevollen Partner haben, an der Sexualität jedoch nicht mehr interessiert sind. Mitunter belastet dies die Beziehung und mit Recht vermutet die Frau, dass auch dahinter hormonelle Störungen liegen. Die größerwerdende Brust, der Libidoverlust und der Schwimmreifen können tatsächlich Symptome eines Hormondefizits sein; sinken die Androgene im weiblichen Körper stark ab, so entstehen mitunter diese Symptome. Die Eierstöcke bilden neben dem Östrogen und dem Progesteron auch männliche Hormone und zwar gar nicht so wenig, vor allem werden die nach der Menopause weitergebildet, wenn Progesteron und Östrogen schon fehlen. Androgene sind die letzten Eierstockhormone, welche im weiblichen Körper ausfallen, oft ist das erst zwischen dem 60.und dem 70.Lj der Fall. Da sie auch in Östrogen umgewandelt werden können, geschieht manchmal etwas schwer Zuzuordnendes: Frauen beginnen ab dem 65.Lj, manchmal auch ab dem 70.Lj erneut wieder Wallungen zu bekommen, ähnlich wie seinerzeit mit 50. Dies ist durch den Mangel an männlichen Hormonen bedingt. Vor allem aber leiden Patienten, wenn Androgene fehlen, an Gewichtsproblemen um den Bauch. Das Bauchfett bei der Frau ist oft nicht Symptom eines zu starken Appetits, sondern signalisiert Hormondefizite.

Das Fett, das die Fliegen und der Mensch gemeinsam haben

Fett ist nicht Fett. Der Medizin ist bekannt , dass es im menschlichen Körper unterschiedliche Fettarten gibt. Wahrscheinlich sind die unter der Haut befindlichen Fettzellen des Oberschenkels anders als die Fettzellen im Bauchbereich; ein völlig anderes Fettgewebe findet sich aber zwischen den Gedärmen, man spricht vom „inneren Fett“. Dieses gibt es bereits seit hunderten Millionen von Jahren bei einfachen Lebewesen, wie der Fruchtfliege. Durch die Möglichkeit, die unterschiedlichsten Gene zu dokumentieren, ist die Wissenschaft auch in die Lage versetzt worden, Genmuster zwischen verschiedenen Arten zu vergleichen, so auch zwischen Menschen und Fliegen. Die Fragestellung war einfach: Gibt es in der Fliege kleine Organe bzw. Gewebe, welche in der Evolution erhalten blieben und sich beim Menschen noch finden.

Tatsächlich haben Genuntersuchungen Zellen entdeckt, die über hunderte Millionen von Jahren bis zum Erscheinen des Menschen unverändert blieben – nämlich die Fettkörperchen in der Fliege.; ihre Aufgabe bei der Fliege ist es, Energie für die Abwehr von Pilzen und anderen Parasiten, die die Fliegen befallen, herzustellen. Diese kleinen Fettkügelchen sind Vorläufer unseres Immunsystems dar. Sie bilden Stoffe und Moleküle, welche jenen ähnlich sind, die in unserem Körper Immunvorgänge steuern. Diese Fettzellen haben sich im Laufe der Evolution über hunderte Millionen von Jahren erhalten und ruhen noch heute im Menschen, allerdings nicht in den Fettzellen unter der Haut, sondern zwischen den Gedärmen. Dieses Fett wird „viszerales Fett“ genannt, inneres Fett, im Unterschied zum Fettgewebe, das unter der Haut lokalisiert ist, das subkutane Fett. Während letzteres die Fortpflanzung garantiert, ist das Gedärmefett ein „Entzündungsgewebe“. Es bildet Abwehrstoffe, mit denen Bakterien, Viren und Pilze getötet werden. Eine Funktion, die beim Menschen andere Zellen, wie z.B. die Lymphozyten, übernahm.

Trotzdem produziert das viszerale Fett weiter diese, auch für den eigenen Körper nicht ganz ungefährlichen Substanzen. Denn sie richten sich nicht nur gegen Pilze und Viren, sondern belasten mitunter auch körpereigenes Gewebe, welches angegriffen wird, wenn im Bauch zu viel dieser Abwehrstoffe hergestellt werden. So wichtig dieses Fett ist, um Feinde von außen zu attackieren, so gefährlich ist es, wenn zu viel davon zwischen den Gedärmen ruht, denn dann richten sich diese Verteidigungsproteine auch gegen uns selbst, den eigenen Körper, belasten ihn und zerstören wichtige Funktionen.

Das Fett des Bauches dient der Feindesabwehr, sind allerdings keine Viren und Bakterien vorhanden bzw. wurden sie schon durch die Antibiotika zerstört, dann beginnt dieses viszerale Fett den eigenen Körper zu belasten, vor allem wenn zu viele Fettzellen vorhanden sind.

Kann man das Bauchfett messen?

Erste Hinweise gibt bereits das Maßband, allerdings kann man damit das unter der Haut befindliche Fett nicht immer von dem der Bauchhöhle unterscheiden. Mit dem gleichen Gerät, das die Knochendichteuntersuchungen möglich macht, lasst sich auch das Bauchfett abschätzen, nämlich mit der Dual-Photonen-Absorptionsmessung. Das viszerale Fett soll nicht mehr als drei Liter ausmachen, was darüber ist, belastet den Körper. Deswegen wird es sich in Zukunft lohnen, nicht nur die Knochendichte zu dokumentieren, sondern gleichzeitig auch sich Informationen über die Menge dieses viszeralen Fettes zu verschaffen. Werden übermäßig Kalorien aufgenommen und ist weder die Reproduktion noch der schnelle Energiebedarf, wie er z.B. bei sportlichen Aktivitäten notwendig ist, gefordert, so lagert sich das Fett nicht im Unterhautgewebe an, sondern geht in den Bauchraum und vermehrt dort die gesundheitsbedrohende Zone des Gedärme-Fettes. Dies ist mitunter in den Wechseljahren der Fall, vor allem dann, wenn zu wenig körperliche Aktivität stattfindet. Schon deswegen ist zu Beginn der Menopause eine doppelte Kombination sinnvoll: Einerseits den Alkohol einzuschränken und andererseits körperliche Aktivität, vor allem Sport zu vermehren. Auch das Zurücknehmen des Essens ist gerade in dieser Lebensphase sinnvoll, da Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter ihre Arbeit reduzieren und dadurch weniger Energie benötigen. Wird allerdings Nahrung in gleicher Weise wie vor der Menopause zugeführt, dann kann dies zu einem Speicherungseffekt im Bauchraum führen. Die Dexa-Messung des Knochens und des viszeralen Fettes gibt uns darüber objektive Informationen. Sie hilft auch- psychologisch – beim Abnehmen, vor allem wenn man anfangs noch keine Änderung in den Kleidern bemerkt. Das erste Fett, das man bei der Nahrungseinschränkung verliert, ist eben besagtes viszerales Fett. Dieses ist damit leicht mobilisierbar, es wird aber auch auf der anderen Seite leicht gespeichert.

Es gibt ein Hormon, welches den Einbau von Fett in die Adipozyten des Bauchraumes fördert: Das Kortisol. Dies gibt auch Sinn: denn das Kortisol ist das Hormon des Stresses, der Gefährdung und der Belastung; auch durch äußere Feinde, wie Bakterien und Viren, für deren Abwehr dieses viszerale Fett notwendig ist. Das Progesteron ist der große Gegenspieler des Kortisols und hemmt damit den zu starken Einbau von Fett zwischen den Gedärmen. Kortisol wird auch freigesetzt, wenn man sich im seelischen Stress befindet und hier ist eine Versuchung groß, nämlich in Stress-Situationen vermehrt kohlenhydratreich zu essen. Dies sollte man meiden, soweit man es kann, denn die Nahrung gegen Stress wird vor allem in den Bauchraum befördert, da der Körper nicht unterscheidet, ob es seelischer Stress oder Stress durch eine Parasitengefährdung ist, in beiden Fällen wird das Stress-Hormon Cortisol ausgeschüttet und lotst die Triglyceride in das viszerale Fett hinein.

Nimmt das viszerale Fett zu, dann leiden in erster Linie das Herz und das Kreislaufsystem. Die Wissenschaft hat wiederholt demonstriert, dass Fett nicht Fett ist und beim Übergewicht es vor allem auf den viszeralen Fettanteil ankommt. Ist er weit über 3 Liter, werden in besonderer Weise Herz und Blutgefäße belastet. Wahrscheinlich wird dadurch auch das Risiko für hormonabhängige Karzinome, wie für das Brustkrebs und das Prostatakarzinom erhöht.

Hormonuntersuchung bei Übergewicht

Die Geschlechtshormone – Östradiol und Progesteron – sind die Stimulatoren des Gesäßfettes. Diese Hormone sind die Voraussetzung für eine Schwangerschaft und werden auch während der Gravidität vom weiblichen Körper in großen Mengen produziert. Die Hormone vergrößern die Fettzellen um ein Vielfaches und erleichtern damit die Fetteinlagerung. Die Zellen des Gesäßes werden so lange als Depot benützt, bis das Fett zum Stillen gebraucht wird.

Leiden Frauen an Übergewicht muß zunächst differentialdiagnostisch geklärt werden, welcher Teil des Körpers vom Übergewicht betroffen ist. Ist es Gesäßfett, muß ein Übermaß an weiblichen Sexualsteroiden als Ursache angenommen werden. Es ist zu prüfen, ob Östrogen oder Gelbkörperhormon in zu hohen Dosen vom Körper hergestellt werden, bzw. ob diese Hormone im Übermaß von außen zugeführt werden. Sehr oft zeigt sich dieses Problem bei Frauen, die die Pille nehmen, oder die sich nach den Wechseljahren einer Hormonsubstitution unterziehen. Eine Therapie gegen übermäßiges Gesäßfett ist einfach: Die Hormondosis muß reduziert werden, was einen stimulativen Abbaueffekt auf die Fettzellen des Gesäßes auslöst.

Allerdings können Hormonstörungen das Gesäßfett auch vermehren. Obwohl der Monatszyklus der Frau scheinbar ungestört abläuft und auch die Blutungen regelmäßig eintreten, kann es doch passieren, daß der Eisprung nicht stattfindet. Die Gelbkörperphase ist also nicht in der Lage, die Östrogenphase zu verdrängen – während des ganzen Monats wird der weibliche Organismus also von Östrogen durchflutet. Dieser Östrogenüberschuß kann auch eine Ursache für eine Gewichtszunahme sein. Es muß daher zuerst eine Hormonstörung behoben werden, um die Größenzunahme der Fettzellen im Gesäß zu verhindern.

Medizinisch erklärt sich der Bauchspeck ganz anders. Der Fettansatz um den Nabel unterliegt anderen biochemischen, hormonellen und molekularbiologischen Gesetzen. Auch Adrenalin kann nämlich Fettsäuren mobilisieren, um daraus in Extremsituationen Energie zu erzeugen.

Um dem Adrenalin den Zugang zum Fett überhaupt erst zu ermöglichen, müssen die Zellen mit sogenannten Rezeptoren – eine Art biologische Schlüssel – geöffnet werden. Diese Rezeptoren unterstehen dem Einfluß der männlichen Hormone. Das Testosteron baut sie auf und erlaubt so die Freisetzung von Fett. Das Unterhautfettgewebe des Bauches benötigt demnach zur Mobilisierung des Fettes männlicher Hormone.

Das Testosteron war lange Zeit nur das Stiefkind der Endokrinologen. Während sich das Östrogen in der Forschung höchster Beliebtheit erfreute, und diese Aufmerksamkeit sich danach auf das Progesteron erstreckte, wurde dem Testosteron nur wenig Bedeutung zugemessen. Zu Unrecht – dieses männliche Hormon wird vom weibliche Eierstock in viel größerer Menge freigesetzt als das Östrogen.

Auch nach dem Wechsel bildet das Ovar Androgene (männliche Hormone). Auch noch in der Postmenopause versorgen die Eierstöcke den weiblichen Organismus weiter mit hormonellen Botenstoffen. Werden die Eierstöcke entfernt, können auch keine männlichen Hormone mehr gebildet werden.

Mitunter legt die Pille die Androgenproduktion lahm. Schließlich ist es doch die Aufgabe einer hormonellen Empfängnisverhütung, die Schwangerschaft durch Unterdrückung der Eierstockaktivität zu verhindern. Zwei der drei Ovarhormone, nämlich Östrogen und Gelbkörperhormon, sind in der Pille enthalten. Das dritte Hormon – das Androgen – wurde vergessen und fehlt manchmal der Frau. Es kommt gelegentlich zu einem hormonellen Ungleichgewicht. In freilich eher seltenen Fällen führt das zum Nachlassen der sexuellen Freude und zur Ansammlung von Fettzellen am Bauch.

Die Zufuhr männlicher Hormone – die Androgenersatztherapie – muß sich in der Frauenheilkunde erst emanzipieren – in vielen Arztpraxen ist sie noch nicht bekannt bzw. nicht akzeptiert. Immer wenn aber verstärkte Fettbildung am Oberbauch auftritt oder die Lust am Sex sinkt, sollte an Androgenersatz gedacht werden.

Es ist aber Vorsicht angebracht. Werden männliche Hormone falsch zugeführt, kann das Auswirkungen auf den Stoffwechsel haben. Diese Schäden werden am effizientesten dadurch umgangen, daß die Hormone als Salbe über die Haut zugeführt werden. Dadurch wird die Leber nicht belastet und eine Veränderung des Zuckerstoffwechsels verhindert.

Neben Bauch und Gesäß gibt es noch einen dritten Ort, wo sich Fettzellen aufblähen und zu enormen Gewichtsproblemen führen können – das Fett der Gedärme (auch Gekrösefett genannt). Man sieht es zwar von außen nicht, es bläht aber den Bauchraum auf, was Rückschlüsse auf das darin angehäufte Fettdepot zuläßt.

Übermäßiges Gedärmefett ist ganz besonders heimtückisch. Es bildet eorme Streßhormone, die in die Blutbahn abgegeben werden. Dieses Gedärmefett steht unter dem direkten Einfluß des Cortisols, des wichtigsten Streßhormons der Nebenniere. Stress und übermäßiges Essen potenzieren das innere Fettdepot – sie führen zu einer extrem unangenehmen Form des Übergewichtes.

Liegt eine derartige Störung vor, wird der Arzt vor den Wechseljahren eine Gelbkörperhormontherapie empfehlen. Nach der Menopause kann mit der Zufuhr von DHEA (Dehydroepiandrosteron) geholfen werden.

Grundsätzlich beeinflussen weibliche Geschlechtshormone die Body composition – die Muskelverteilung und die Menge des Fettgewebes. Alles das geschieht nicht zufällig, sondern unterliegt dem Überlebensplan der Natur. Das Fettgewebe ist also ein lebenswichtiges Organ, vergleichbar mit Herz oder Niere.

Das Übergewicht ist evolutionsgeschichtlich ein vollkommen neuer Aspekt. Bis vor hundert Jahren war es sowohl bei den Säugetieren als auch beim Menschen unbekannt. Im vergangenen Jahrhundert wurde das Überlebens- zum Wohlstandsfett. Das 20. Jahrhundert führte zur Erkenntnis, daß zu wenig Fett ebenso schädlich ist wie zu viel.

Fettgewebe ist von einer enormen biologischen Wichtigkeit. Es ist ein wertvoller Energiespeicher, der verantwortungsvoll unter Balance gehalten werden muß. Die Korrektur des Körpergewichtes ist nur aus kosmetischen Gründen erforderlich, der gesamte menschliche Organismus ist auf optimale Fettausgeglichenheit aufgebaut. Denn nur unter diesem Aspekt können zahlreiche Systeme optimalfunktionieren.

Heutzutage ist die größte Herausforderung die Verhinderung von Übergewicht. Es ist zu unterscheiden, ob Gewicht reduziert, oder ob es gehalten werden soll. Ein richtiges Gewicht beizubehalten, wird durch normale Eßgewohnheiten, Sport und allgemeine diätetische Verhaltensregeln garantiert. Gewichtsreduktion dagegen ist ohne Kalorieneinschräkung nicht möglich. Man wird eine Mahlzeit einsparen und dem Körper generell weniger Nahrung anbieten müssen. Die Gewichtsabnahme geschieht vor allem über den Kopf und ist nicht möglich, wenn die innere Willenseinstellung hiezu nicht gegeben ist.

Bei der Gewichtsreduktion hat sich ein Mittel besser bewährt als zahllose, oft sündteure Abmagerungskuren: der Verzicht auf die Abendmahlzeit. Dadurch kommt es zu einem leichten Absinken des nächtlichen Glukosespiegels im Blut und zu einem Anstieg des Melatonins (des Hormons der Nacht) sowie zu einer Neubildung von Wachstumshormonen. Wachstumshormone bauen Fettzellen ab. Es lohnt sich daher, diesen Effekt für gezieltes Abnehmen einzusetzen.

In den Wechseljahren stellt sich die Stoffwechselsituation der Frau um, weshalb es besonders in diesem Lebensabschnitt erforderlich ist, kalorienbewußt zu leben. Wird ab und zu das Abendessen gecancelt, kann das – übrigens für Frauen und Männer gilt dieses Dinner-Canceling-Konzept in allen Lebensabschnitten – gesundheitliche Wunder bewirken. Dies muß nicht täglich geschehen, wer jedoch zwei- oder dreimal wöchentlich auf das Abendessen verzichtet, braucht sich vor Gewichtsproblemen nicht zu fürchten.

Ein besonderes Problem ist der Alkohol. In kleinen Mengen genossen, hat er sicher auch gesundheitsfördernde Effekte. Allerdings kann Alkohol auf direktem Wege auch in Fettsäuren verwandelt werden, womit die Fettgewebsareale des Körpers übermäßig aufgebläht werden. Alkohol, auch in kleinen Mengen, verhindert den Fettabbau. Er wandert sofort in die Fettzellen, um deren Volumen zu vergrößern.

Wer also Gewicht reduzieren will, muß apodiktisch auf Alkohol verzichten. Wein, Bier und auch harte Alkoholika haben einen fettfördernden Effekt.

Im Alter verändert sich die Körpersilhouette. Trotz Diät und Sport nimmt das Fettgewebe zu, das Muskelgewebe ab. Auch die größte Diätdisziplin ändert wenig an der Neugestaltung der Body composition.

Die Medizin ist derzeit dabei, Altersstrategien gegen die Zunahme des Fettgewebes zu entwickeln. Die Forschung hat erkannt, daß im Alter zu wenig Wachstumshormon gebildet wird und an seine Stelle Fettgewebe tritt. Das Wachstumshormon verhindert, daß Eiweiß zur Verbrennung und zur Energiegewinnung herangezogen wird. Schließlich sind Eiweißstoffe lebenswichtige Organe, also zu kostbar. Im Notfall könnte der Körper auch aus diesen Geweben Energie gewinnen. Das Wachstumshormon verhindert jedoch diese absolut destruktive Art der Proteinverbrennung.

Das Wachstumshormon balanciert zwischen Muskel- und Fettgewebe. Fehlt dieses Hormon, neigt sich die Waage zugunsten des Fettes und zuungunsten der Muskel. Die Folge: Die Body composition wird »fettig«. Vom Arzt kann in solchen Fällen Wachstumshormon zugeführt werden. Wegen der komplexen Folgen einer Wachstumshormonsubstitution muß diese Behandlung unter absoluter ärztlicher Aufsicht erfolgen.